Schlittenfahren mit dem E-Bike? Ja, geht – und macht auch Spaß! Aber geplant war das Ganze nur bedingt. Eigentlich wollte ich einfach nur mal schauen, ob und wie weit der Weg zur Priener Hütte befahrbar wäre. Bereits beim steilen Aufstieg bei Huben merkte ich: Da geht was! Aber auch: Da kommt einem einiges entgegen – u.a. rasant fahrende Schlittenfahrer und Tourengänger. Bis ganz oben zur Priener Hütte fuhr ich dann doch nicht, denn es war (für mich überraschend) schlicht zu viel „Verkehr“ auf dem Schotterweg, der im Winter als Schlittenbahn und Skiabfahrt genutzt wird.
Winter-Berg-Tour; Datum: 29.12.2020; Distanz: 24,5 km; Fahrtzeit: 1,5 Std; Temperatur: -1 bis 5 Grad; Akku (Start/Ende): 100%/ca. 45%; E-Bike: KTML LFC 271; Motor: Performance CX/85 NM; Display: Bosch Nyon
Höhenprofil:
Route:
Link: https://goo.gl/maps/SwfyHtehP7YKtAnv9
Die abgebildete Karte von google Maps gibt aus technischen Gründen nur die ungefähre Strecke bzw. Ausschnitte der Strecke wieder.
Erlebnisse & Learnings
Als ich losfuhr, hatte ich noch kein konkretes Ziel. Einfach mal schauen, wohin mich das eBike trägt, so war meine Einstellung. Lediglich die Richtung war klar: Irgendwohin nach Sachrang sollte es gehen, denn dort ist meist Sonne – und die wollte ich in jedem Fall genießen.
Bereits bei Grattenbach merkte ich, dass es gar nicht so einfach war, dorthin zu kommen: Mal war der Radweg geräumt und mal nicht. Auf der Straße fahren wollte ich allerdings nicht, denn es war (leider, leider) sehr viel Verkehr. So blieb ich auch auf ungeräumten Abschnitten auf dem Radweg – was anspruchsvoller war, als ich vermutet hätte. Sowohl bei der Hin- als auch der Rückfahrt kam ich zum Ergebnis: Der gefährlichste Abschnitt war kurz vor Grattenbach und bei Innerwald. Um es vorwegzunehmen: Das war sogar (gefühlt) wesentlich kritischer als die Auf- und Abfahrt zur Alm auf der Skipiste.
Auf dieses Abenteuer ließ ich mich eher spontan ein, nachdem ich auf Höhe von Huben (zwangsweise) ein kurzes Stück Langlauf-Loipe gefahren bin, denn der eigentliche Radweg wurde als solche genutzt. Noch während ich so ziellos vor mich hin radelte entstand wie von selbst die Frage: Würde ich zur Priener Hütte hoch kommen? Und wenn nicht, wie weit? Würde ich vielleicht schon direkt beim Anstieg in Huben aufgeben müssen?
Also bog ich beim Parkplatz Huben Richtung Priener Hütte ab. Der Aufstieg war zwar glatt, aber der Aufstieg ging bis fast zum Ende auch ohne Spikes recht gut. Es kam mir sogar ein Bigfoot-E-Biker entgegen. Mein spontaner Eindruck: „Gute Entscheidung!“ Allerdings merkte ich dann unmittelbar danach, dass es doch nicht ganz so einfach war: Mit z.T. sehr hoher Geschwindigkeit schossen Schlittenfahrer die Abfahrt nach Huben herunter. Mir schwante, was oberhalb des Aufstiegs auf mich zukommen sollte …
Und so war es dann auch: Plötzlich befand ich mich unverhofft auf einer recht gut befahrenen Schlittenbahn. Zum Fahren mit dem E-Bike hatte das durchaus seine Vorteile, denn durch die Schlitten wird der Schnee gepresst, was trotz Steigung ein gutes Fortkommen ermöglichte. Zumindest eine Weile. Je weiter man nach oben kam, desto schwieriger wurde es allerdings, denn der Schnee wurde immer lockerer und bot damit irgendwann kaum noch Halt. Zudem wurde klar, dass man auf einer derart viel befahrenen Strecke stets sehr vorsichtig sein mußte (egal ob als Skifahrer, Schlittenfahrer oder E-Biker). Sicher war: Ich war da oben der einzige E-Biker – eine Art Alien. Und am für mich nettesten war es, als ein etwa 14-jähriger Junge bemerkte: „Also mit einem E-Biker hätte ich hier nicht gerechnet!“ Ich bekam allerdings auch mit, dass einige der Menschen auf der Piste selbst ein E-Bike besaßen, und laut darüber nachdachten, das auch einmal ausprobieren zu wollen. Insgesamt halte ich es auch für genauso gefährlich bzw. ungefährlich, die Strecke mit einem Schlitten oder einem E-Bike zu fahren. Im Zweifel hat man als E-Biker sogar den besseren Schutz (z.B. einen Helm).
Nach einer kurzen Pause in herrlicher Sonne beschloss ich, wieder bergab zu fahren (obwohl es kaum ein Problem gewesen wäre, noch weiter hinaus zu fahren). Wichtiger war für mich, nicht mehr in dem ganzen Verkehr „mitzuschwimmen“, der sich nach oben zwängte. Zudem war es für mich wichtig, nicht zu viele Experimente auf einmal zu machen – immerhin mußte ich ja auch noch den Berg runter, und diesbezüglich hatte ich auf einer Schlittenbahn bislang kaum Erfahrung gesammelt. Zumindest nicht über eine Länge von mehreren Kilomentern.
So drehte ich also irgendwann wieder um: Ein Fuß rechts, einer links den Berg hinab. Klappte besser als vermutet. Auch der steile Hang bei Huben ging problemlos. Wie bereits gesagt: Kritisch wurde es eher wieder neben der Straße bei Innerwald und Grattenbach. Zuhause angekommen, merkte ich dann allerdings doch, dass die Tour einige Kraft gekostet hat, denn insbesondere bergauf kommt es oft zu durchdrehenden Reifen, dafür muss man bergab laufend bremsen. Energieeffizienz ist etwas anders.
Das wichtigste Learning des Tages war, dass Fahren im Schnee neben Kraft vor allem einen sehr guten Gleichgewichtssinn erfordert. Das wußte ich zwar schon vorher. Nach der Tour wußte ich es aber noch besser … Ein weiteres Learning ist der Unterschied der Höhendifferenz bzw. der Messmethoden:
- Google sagt, es wären 566 m Höhendifferenz
- Bosch Nyon sagt, es sind 684 m Höhendifferenz
- Apple Watch meint, es seien 567 m Höhendifferenz
Schaut man bei Bosch genauer hin, stellt man fest, dass dort die unterschiedlichen Höhenstrecken verschiedener Abschnitte z.T. addiert werden. Bosch kommt am Ende auf 575 m. Alle Messungen sind also im Ergebnis etwa gleich.
*Achtung: E-Biken im Schnee wie bei dieser Tour ist generell nur geübten Fahrern zu empfehlen!
Beim Parkplatz Huben beginnt die Langlaufloipe in Richtung Sachrang. Rast bei strahlender Sonne und Umkehr auf 1.155 m Höhe. Hinab auf der Schlittenbahn und dann den schmalen Steig Richtung Huben zurück.
Videos von der Auffahrt mit Schlitten-Begegnung bei der Steige (Huben) und von der Rast auf ca. 1.150 m Höhe mit Rückfahrt.