Touren, bei denen man im Vorfeld nicht viel erwartet, sind am Ende oft die spannendsten. So auch bei dieser Tour, die bei Tauschnee über den Priendamm zwischen Aschau und Frasdorf geführt hat. Was lockerflockig anfing, ging turbulent weiter. Eigentlich wäre ich aufgrund der schlechten Wegverhältnisse nicht weiter gefahren, wäre da nicht etwas besonderes gewesen …
Winter-Tour; Datum: 20.01.2021; Distanz: 13,3 km; Fahrtzeit: 1,06 h; Akku (Start/Ende): 89/78%; E-Bike: KTML LFC 271; Motor: Performance CX/85 NM; Display: Bosch Nyon
Höhenprofil:
Route:
Link: https://goo.gl/maps/QDTYbBo9cqDLcBsq9
Die abgebildete Karte von google Maps gibt aus technischen Gründen nur die ungefähre Strecke bzw. Ausschnitte der Strecke wieder.
Erlebnisse & Learnings
Nach mehreren Tagen mit 20-40 cm Schnee und frostigen Temperaturen wurde es am 19./20. Januar plötzlich recht warm. Dies brachte nicht nur den Schnee zum Schmelzen. Es führte auch dazu, dass man endlich wieder auf einigen Strecken fahren konnte, die längere Zeit kaum befahrbar waren. Aus dem Grund wählte ich die Strecke entlang der Prien, deren Damm – zumindest am Anfang – gut befahrbar schien.
Dieser Eindruck änderte sich aber recht bald: Nachdem ich den Steg (Höhe Schafelbach) überquert hatte, ging es noch knapp 50m recht gut: Dann begann ein außerordentliches Abenteuer. Dazu muss ich sagen, dass ich seit September über 100km im Schnee gefahren bin – unter verschiedensten Bedingungen, darunter Neuschnee, Pulverschnee, Pappschnee und Eis. Nun machte ich zum ersten Mal Erfahrung mit Tauschnee. Ohne Frage war das ein ganz besonderes Erlebnis, das ich schon nach 100m abbrechen wollte, weil ich selbst unter Aufbringung aller Kraft und Geschicklichkeit auf der ebenen, ca. 2 m breiten Strecke kaum vorwärts kam:
- Der Restschnee hatte eine Höhe von maximal 5 bis 10 cm.
- Mal war er matschig, mal fester, mitunter auch von Wanderern festgetrampelt.
- Egal wo man sich befand: Das Hinterrad drehte nahezu unentwegt durch.
- Ich fuhr daher von Beginn an permanent heftige Schlangenlinien.
- Zudem mußte ich immer wieder absteigen und neu anfahren.
- Insgesamt brauchte ich für die knapp 5 km lange Strecke rund 30 Minuten.
Warum ich nicht abgebrochen habe verrät das erste Video:
- Wenige Stunden vor mir schien jemand mit einem Rad die Strecke gemeistert zu haben.
- Die Spuren im Schnee waren eindeutig: Sie gingen nur in eine Richtung – ohne Rückweg.
- Wie auch immer dies gelungen ist: Ich wollte es auch schaffen, die Strecke bis zur Bundesstraße über den Priendamm zu fahren.
Das Bild von eBike-Connect zeigt meiner Meinung nach eindrucksvoll, was dabei herausgekommen ist: Eine mehrere Kilometer lange Schlangenlinie auf einem ca. 2-2,5 m. breiten Weg. Der Grund ist einfach: Da das Hinterrad kaum Grip gehabt hat, gab es nur die Möglichkeit des permanenten unfreiwilligen Driftens, des immer wieder erneuten Ab- und Aufsteigens, des Abbremsens und Losfahrens. Das wiederum mehrere Kilometer lang. Ein echter Kraftakt.
Unsinniger Ehrgeiz? Nicht wirklich. Dieses Abenteuer war eine echte Überraschung. Ich hatte mit einer einfachen, wenig anstrengenden Fahrt gerechnet, es wurde ein einzigartiges Erlebnis.
*Achtung: E-Biken im Schnee wie bei dieser Tour ist generell nur geübten Fahrern zu empfehlen!
Bilder von der Nachtfahrt auf dem Priendamm. Neben Schlangenlinien gab es auch ein in den Schnee „gezeichnetes“ Herz zu sehen.
Im Nachhinein war ich sehr gespannt: Wird man die Schlangenlinien auf dem 2-2,5 m breiten Weg auf eBike-Connect erkennen? Man kann!
Die Schlangenlinien lassen sich auch auf dem Fahrprofil erkennen: Immer wieder mußte ich absteigen und neu anfahren. Das unruhige Profil spricht Bände.
Das erste Video entstand ganz am Anfang kurz nach dem Steg. Ich konnte nicht fassen, wie es der andere Fahrradfahrer geschafft hatte, durch den Schnee zu kommen. Aufgeben und umkehren? Nein: Weitermachen! Worauf ich mich dabei eingelassen hatte, wußte ich spätestens am Ende der fünf Kilometer durch Tauschnee: Es wurde eine der anstrengendsten Fahrten an die ich mich erinnern kann.