Diesmal geht es um E-Bike „on the rocks“: Das Fahren auf Eis. Was wie ein halsbrecherisches Risiko klingt, kann in der Praxis weniger problematisch sein wie das Fahren auf Schnee. Ein Tourenvergleich.
Im dritten Teil geht es um die Frage „Was ist schwieriger bzw. riskanter, das Fahren mit dem E-Bike auf Schnee oder auf Eis?“ Spontan würden wohl die meisten sagen, es sei Letzteres. Nicht ohne Grund sagt doch der Volksmund: Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis. Das klingt ebenso plausibel wie wohlwollend warnend. Das Risiko, mit dem E-Bike auf Eis zu fahren, soll auch hier nicht herunter gespielt werden. Es ist sicherlich ganz generell nicht zu empfehlen.
Der hier geschilderte Fall ist ein Erfahrungsbericht, der – wie so oft – nicht geplant, sondern schlicht empirisch erlebt wurde. Zudem schildert das Erlebnis einen Einzelfall mit besonders schwer zu befahrendem, angetauten Schneematch. Gleichwohl könnte das Ergebnis überraschen: Die Fahrt auf Eis war wesentlich einfacher als die auf besagtem Schneematsch – und gefühlt auch weniger riskant.
Konkret geht es um den Vergleich von zwei Fahrten auf der gleichen Strecke bei unterschiedlichen Bodenverhältnissen:
- Einmal auf angetautem Schnee: Dazu dieser Erfahrungsbericht einer Fahrt über den Priendamm bei Nacht.
- Kurze Zeit später die gleiche Strecke bei vereister Strecke: Wieder auf dem Priendamm.
Wie bereits erwähnt: So ein Experiment plant man nicht! Nicht einmal ich tue so etwas. Aber wenn man eine altbekannte Strecke zu unterschiedlichen Zeitpunkten befährt, kann es passieren, dass diese längere Zeit einwandfrei geräumt ist, sie sich aber plötzlich ab irgendeinem Punkt durch Schnee und Eis in eine Abenteuerstrecke verwandelt. Dann entsteht stets auf Neue die Frage: Umdrehen oder weiterfahren? Um die Frage zu beantworten hilft es, einfach mal zu probieren wie man vorwärts kommt: Geht es überhaupt weiter? Dann könnte man – wie ich – feststellen: Ja es geht. Und in diesem Fall einer vereisten Strecke auch besser als erwartet. Mehr noch: Deutlich besser als bei der gleichen Strecke wenige Tage zuvor, als sie noch mit tauendem Schnee bedeckt war.
Mehr Details im Anschluss an die Videos!
Meine Meinung
Es ist grundsätzlich gar nicht so einfach, subjektive Gefühle zu objektivieren. Das Tracking mittels Bosch Nyon und eBike-Connect hilft durchaus weiter, denn die unten abgebildeten Bilder der Streckenaufzeichnung lassen ahnen, wie unterschiedlich die beiden Fahrten im Vergleich gewesen sind:
- Die erste Fahrt auf angetautem Schnee ist wohl bis heute die aus meiner Sicht krasseste Winter-Erfahrung gewesen. Ohne Übertreibung: Das mache ich nicht nochmal! Es ist rutschig, anstrengend, nicht wirklich ungefährlich und zu allem Überfluss auch noch zeitraubend.
- Die zweite Fahrt auf Eis war zwar nicht allzu einfach, aber mit etwas Übung gleichwohl gut zu meistern – und das, obwohl das durch die Kombi von Sonne und Regen entstandene Eis glatt und zudem noch wellig und uneben war.
Eis selbst – so habe ich bei Recherchen gelernt – ist vor allem wegen dem normalerweise recht dünnen Wasserfilm, der sich darauf befindet, glatt. Ist viel Wasser auf dem Eis, rutscht es sich normalerweise im positiven Sinne besonders gut bzw. im negativen Sinne besonders schlecht kontrollierbar.
Das Erlebnis hat mir gezeigt, wie man sich im Einzelfall täuschen kann, denn bevor ich im hinteren Teil des Priendamms auf das Eis traf, war ich fest davon überzeugt, dass eine derartige Glatteis-Wasser-Kombi kaum befahrbar wäre. Der Trick liegt am Ende wohl darin, dass die Gelände-Reifen aufgrund ihrer groben Profil-Struktur in Kombination mit der Art des Gummis besser haften als man es für möglich hält.
In meiner Wahrnehmung war auch die „richtige“ Motoreinstellung entscheidend. Die nachträgliche Auswertung zeigt: Ich bin einerseits recht langsam gefahren. Zum anderen kaum mit zusätzlicher Motorkraft, dafür mit hoher Trittfrequenz und kleinem Gang. Die Kombi half dabei, das Rad gut zu kontrollieren und Überraschungen zu vermeiden.
Was ist nun das Fazit? Ganz generell ist bei Eis unbedingt mit allergrößter Vorsicht zu agieren. Auch ich bin nicht einfach so drauf los gefahren – im Gegenteil. Erst nach der Erkenntnis, dass es wesentlich weniger rutschig ist als erwartet, habe ich die Strecke weiter befahren.
Nach Regen und starkem Tauwetter war der hintere Teil des Priendamms stark vereist. Die Oberfläche war zudem mit kleinen Wasserflächen bedeckt, was zu einer eigentlich besonders glatten Kombination von Eisflächen und Wasser führt. Steigt man vom E-Bike ab, wird schnell klar, wie glatt eine solche Fläche für Fußgänger ist. Überraschender Weise hat das E-Bike unter Verwendung der beim KTM 271 LFC standardmäßig mitgelieferten Schwalbe Smart Sam Reifen ziemlich guten Grip.
Mit der Kombination von Bosch Nyon und eBike connect läßt sich die gleiche Strecke unter den unterschiedlichen Bedingungen recht gut vergleichen: Das obere Bild zeigt die Schlangenlinien auf Schnee. Das untere die recht gerade Linie auf Eis. Die gefühlte Sicherheit auf Eis war auf keinen Fall geringer als auf Schnee – eher im Gegenteil.