Starke Steigungen mit dem E-Bike zu meistern ist eine Herausforderung. Zu messen, wie steil sie ist, eine andere. Digitale Hilfsmittel helfen bei der Bestimmung – mehr oder weniger genau.
Starke Steigungen rund um Aschau
Mein Faible für das Befahren starker Steigungen (> 35%) spiegelt sich in vielen Beiträgen wieder. Diesbezüglich relevante Strecken sind:
- Steigung bei Innerwald (<=50%)
- Steigung bei Wald/Bach (>40-45%)
- Steigung oberhalb von Gorialm (>45%)
- Steigung am Zellgraben (>40%)
- Skipiste Aschau (blaue befestigte Piste > 35%)
- Skipiste Aschau (oberhalb befestigter Piste > 45%)
- Skipiste Aschau unterhalb der Gorialm (schwarze Piste <50%)
- Skipiste Aschau unterer Abschnitt (schwarze Piste >45%)
Die Tatsache allein, dass eine Strecke eine bestimmte Steigung hat, sagt noch nicht viel über die Schwierigkeit aus, sie zu meistern. Relevant sind auch Bodenbeschaffenheit und Länge der Strecke. Zudem kann sich die Prozentzahl auf die gesamte Länge, aber auch „nur“ auf einen besonders schwierigen Abschnitt beziehen.
Nichts desto trotz zählt auch die Steigung. Aber wie bestimmt man sie? Dies soll nachfolgend anhand unterschiedlicher Beispiele verdeutlicht werden.
Konkreter Anlass: Neuer persönlicher Steigungsrekord
Am Montag, den 20.6.2022, erzielte ich auf dem unteren Abschnitt der Skipiste Aschau einen neuen Rekord: Ich fuhr die recht anspruchsvolle Strecke in einem Stück hinauf ohne anzuhalten. Das hatte ich davor gefühlte 15-20 mal vergeblich versucht. Auch am gleichen Tag gelang dies nur bei einem von drei Anläufen.
Da dieser Teil offiziell als schwarze Piste ausgewiesen ist, war klar: Es müssen mehr als 40% Gefälle bzw. Steigung sein, sonst wäre die Piste rot oder blau markiert. Gleichwohl blieb mir die Frage, wie steil diese Strecke nun wirklich ist. Das Ergebnis: Es kommt darauf an, was man wie misst!
Wie das obere Bild der Strecke zeigt, kam ich auf eine Gesamtsteigung von tatsächlich 40% auf einer Länge von 120m. Da aber nicht jeder Abschnitt gleich steil ist, sind es mal weniger und mal mehr als 40%. Daher sind einige Abschnitte heller, andere dunkler markiert. Der steilste Abschnitt dürfte deutlich mehr als 45% haben. Er ist ca. 30-40m lang. Der Anfang sowie das Ende sind dafür z.T. deutlich flacher, vermutlich 20-30%.
Berechnungsmethoden
Im Laufe der Zeit habe ich verschiedene Messmethoden angewendet, um Steigungen zumindest annähernd zu bestimmen. Jede hat Vor- und Nachteile bzw. sie sind auch unterschiedlich genau. Nachfolgend eine Liste der angewendeten Verfahren:
- Messung mit Wasserwaagen-App
- Messung anhand von Fotos mit Bäumen
- Messung mit google maps und eBike-Connect
- Prozent-Umrechnung mit einem Steigungsrechner
1. Die Wasserwage
Die Messung mit der Wasserwaage war vermutlich meine erste Idee – ich habe eine entsprechende App immer dabei. Allerdings war und ist ihr Hauptzweck, handwerkliche Arbeiten zu begleiten. Die Anwendung als Steigungsmessinstrument ist eher Zufall. Weniger zufällig war hingegen die Berechnung der Winkelmessung anhand von Fotos. Neuerdings nutze ich die Kombi von google maps und eBike-Connect, um eine Steigung zu berechnen.
Eine Wasserwaagen-App ist grds. geeignet, Steigungen in Grad zu messen, die anschließend in Prozent umgerechnet werden müssen. Eine solche App hat aber mehrere Nachteile:
- Sie kann nur nach Gefühl ausgerichtet werden.
- Daher sind Fehlmessungen schwer zu vermeiden.
- Sie bezieht sich nur auf eine punktuelle Stelle (> 1 Meter).
- Messungen können i.d.R. nur als Screenshot ohne klaren Ortsbezug fixiert werden.
Kurzum: Das Nutzen einer Wasserwaagen-App liefert Indizien, ist aber kaum eine belastbare Quelle für die Steigungsbemessung.
2. Bilder
Bäume wachsen stets senkrecht nach oben in Richtung der Sonne. Das ist natürlich im Einzelfall anders, vor allem dort, wo sie „windschief“ wachsen. Gerade gewachsene Bäume, insbesondere am Waldrand, tendieren jedoch zu weit überwiegender Rechtwinkligkeit, was sie in Kombination mit Fotos zu wertvollen Informanten machen können.
- Bilder können am Bildrand so ausgerichtet werden, dass sie parallel zum Wachstum der Bäume erstellt werden.
- Sie erfassen einen deutlich längeren Steigungsabschnitt (je nach Distanz und Bildausschnitt 5-20 m).
- Sie ermöglichen auch im Nachhinein eine klare lokale Zuordnung zu einem bestimmten Abschnitt der Strecke.
- Mit grafischen Tools lassen sich die Steigungen nachzeichnen und in einem Computer recht präzise bestimmen.
Wer einzelne Streckenabschnitte im Hinblick auf die Steigung berechnen will, kann dies mit gezielt aufgenommenen Bildern durchaus gut erreichen. Wichtig ist, dass lotrecht wachsende Bäume mit auf dem Bild sind. Natürlich sind auch hier Unschärfen möglich, aber man kommt schon recht dicht an die Realität heran.
3. Google maps & eBike-Connect
Meine erste Messung mit google maps in Kombination mit eBike-Connect erfolgte am 13. März 2021. Jedes System für sich hat Vor- und Nachteile, die sich meiner Meinung nach erst in der Kombination zu einer guten Gesamteinschätzung ergänzen:
- Google Maps kann punktuell auch Höhenmeter bestimmen, allerdings nur auf Wegen – nicht einfach so in „freiem Gelände“.
- eBike-Connect misst jeden Punkt einer gefahren Strecke – auch Offroad, selbst im Wald ohne einen Weg.
- google hat durch die Fotofunktion und die höhere Skalierbarkeit mehr Möglichkeiten die exakte Länge einer Strecke oder eines Abschnitts zu bemessen.
- eBike-Connect hat diesbezüglich durchaus Schwächen, weil es nicht mit Satellitenbildern arbeitet, was die realistische Einteilung einer Strecke im Nachhinein z.T. erheblich erschwert.
- Die Kombination der Daten von eBike-Connect und Google Maps erlaubt es wiederum, recht präzise die Länge als auch die Höhendifferenz einer Strecke bzw. eines Abschnitts im Nachhinein zu bestimmen.
Das konkrete Beispiel des unteren Abschnitts der Skipiste Aschau zeigt, wie dies geht:
- Die abgebildeten Messungen erlauben eine ziemlich eindeutige Bestimmung der Anfangs- und Endhöhe einer Strecke (durch horizontales Schieben wird die jeweilige Höhe jedes Punktes auf den Meter genau angezeigt).
- Die Bilder in Google Maps ermöglichen, die Anfangs- und End-Punkte genau zu lokalisieren und anschließend die Distanz unter Berücksichtigung des Geländes auf 1-3 Meter genau zu bestimmen.
- Im Ergebnis bedeutet dies, dass beim unteren Abschnitt der Skipiste Aschau 48 Höhenmeter auf eine Distanz von 120 Metern (Messung mit Satellitenbild) zu bewältigen sind – ergo eine Gesamtsteigung von 40 Prozent.
Mehr zu der Fahrt, die der Messung zugrunde liegt, findest Du hier: Den unteren Teil der Skipiste Aschau geknackt!
Deutlich erkennbar: Die mittlere Fahrt schaffte ich diesmal ohne Absetzen. Die Fahrt davor und danach wurden entweder kurz unterbrochen oder sogar abgebrochen. Wie auch immer: eBike-Connect ermöglicht über mehrere Fahrten hinweg eine mehrfache Höhenmessung von Anfang und Ende. Mit Google kann man wiederum recht gut die Länge der Steigung messen.