HomeE-BIKETestbericht: Suntour NCX SP12 Sattelstütze

Testbericht: Suntour NCX SP12 Sattelstütze

Im direkten Vergleich wurden zwei baugleiche KTM 271 LFC getestet: Eines mit, eines ohne Federung mittels Suntour NCX SP12 Sattelstütze. Das Ergebnis: Die Stütze ist in der Ebene sehr zu empfehlen. Für Offroad und grobes Gelände gilt das nur bedingt.

Gesamtergebnis: 4 von 5 Sternen = gut bis sehr gut

Wer ein SUV-Bike fährt, kennt in der Regel das Problem: Es ist häufig recht hart gefedert. Das ist nicht nur, aber vor allem im Gelände eine Herausforderung für Rücken und Gelenke aller Art. Im Hinblick auf den Komfort ist es daher kaum mit einem top-gefederten Fully-E-Bike zu vergleichen. Die Frage, die sich stellt: Macht es eine gefederte Sattelstütze wie die Suntour NCX SP12 wirklich besser? Oder anders gefragt: Wann macht sie es besser? Die Antwort lautet: Es kommt darauf an, denn die Vorteile der deutlich verbesserten Federung in der Ebene werden durch Nachteile im groben Gelände wieder aufgehoben. Den Anspruch, auch im groben Gelände Mehrwerte zu liefern, erhebt Suntour offenbar auch nicht – umso wichtiger, hier auf mögliche Nachteile, mitunter auch potenzielle Gefahren hinzuweisen.

Die beiden Bilder zeigen die beiden Vergleichskandidaten: Oben das KTM 271 LFC mit standardmäßig harter Federung. Unten das baugleiche SUV mit der NCX SP 12 Sattelstütze. Der Vergleich offenbart Vor- und Nachteile beider Varianten bei einem SUV-E-Bike. Das zweite Bild zeigt sehr schön, wie die Konstruktion funktioniert: In der Sattelstange ist ein hydraulischer Zylinder integriert, der zwei walzenbasierte Gelenke dynamisch abfedert.

Zum Test selbst: Meine Schwester fährt das baugleiche SUV-E-Bike wie ich, ein KTM 271 LFC 2020. In der Ausstattung gibt es zwar mittlerweile einige kleine, aber feine Unterschiede. Diese wirken sich aber kaum auf den Test aus:

  • Ich nutze bei meinem SUV den Bosch Nyon Boardcomputer mit dem 85 NM-Software-Update, meine Schwester eine  Bosch Intuvia mit 75 NM. Hier geht es zum diebezüglichen Vergleich.
  • Mittlerweile nutze ich Maxxis Reifen vorne und hinten, meine Schwester nach wie vor die sehr guten Schwalbe Smart Sam Reifen.
  • Mein KTM hat nach wie vor die Standardausstattung der „harten „Sattelstütze inkl. einem Lookin 3d Sattel (oberes Bild). Meine Schwester nutzt die Suntour NCX SP12 Sattelstütze sowie einen Komfortsattel von Velmia (unteres Bild).

Die Teststrecke verlief u.a. durch den für Anfänger kaum zu empfehlenden, da ohne Übung nur schwer zu befahrenden Zellgraben von Aschau in Richtung Hofalm. Die Fahrt führte über Asphalt ebenso wie über leichtes und grobes Gelände sowie eine längere Steigung die teilweise 40% erreicht. Dies ermöglichte den Vergleich der beiden Sattelstützen unter verschiedensten Bedingungen. Diese und einige einfachere Strecken wurden mit beiden Rädern mehrfach abwechselnd gefahren, um die Unterschiede möglichst zeitnah zu erleben.

Folgende Kriterien habe ich mir für diesen Testbericht überlegt:

  1. Funktion und Verarbeitung
  2. Ebene und leichtes Gelände
  3. Offroad und grobes Gelände
  4. Preis/Leistung
  5. Fazit

Auf die einzelnen Kriterien möchte ich nachfolgend genauer eingehen.

1. Funktion und Verarbeitung

Die Suntour NCX SP12 Sattelstütze dämpft mit 50 mm Federweg unangenehme Schläge in der Tat sehr gut ab – und zwar sowohl auf eher einfachen Strecken und Asphalt als auch im Gelände. Beides kann ich definitiv bestätigen! Es handelt sich in jedem Fall um eine Sattelstütze, die den Rücken, aber mittelbar auch die Handgelenke deutlich entlastet, wenn Bodenunebenheiten drohen.

Die Verarbeitung im eigentlichen Sinne wirkt nicht nur, sie ist offenkundig sehr gut. Details zu Material & more finden sich u.a. auf den Seiten von Rosebikes. Kurz und knapp: Hier habe ich keinerlei Kritikpunkte, daher 5 von 5 Sternen.

Teilergebnis 1 – Funktion und Verarbeitung: 5 von 5 Sternen = ausgezeichnet

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2. Ebene und leichtes Gelände

Wer einen gefederten Sattel nicht gewöhnt ist, muss sich tatsächlich einen kurzen Moment an kleine Unterschiede gewöhnen – auch in der Ebene. Es ist aber eine Frage der Gewohnheit und keine Frage der objektiven Qualität einer gefederten Sattelstütze. Meine Eindrücke waren klar und eindeutig:

  • Schon nach kurzer Zeit auf Asphalt empfand ich es als sehr angenehm, dass gerade die vielen kleinen „Hüpfer“ sehr gut ausgeglichen werden konnten.
  • Das spürte ich nicht nur im Rücken oder dem „Hosenboden“, sondern tatsächlich auch und gerade in den Handgelenken, die mittelbar durch jede noch so kleine Bodenwelle mit erschüttert werden.
  • Besonders vorteilhaft ist die Suntour NCX SP12 dann, wenn man längere Asphalt-Fahrten damit macht, denn aus Erfahrung weiß ich, dass hier durch viele Micro-Erschütterungen Ermüdungserscheinungen auftreten können, was wiederum zu einer Gefahrensteigerung führen kann.
  • Mein Eindruck: Wenn ich nur Asphalt und leichte Feld- und Waldwege fahren würde, dann würde ich mir SOFORT eine solche Sattelstütze kaufen!

Teilergebnis 2 – Ebene und leichtes Gelände: 5 von 5 Sternen = ausgezeichnet

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3. Offroad und grobes Gelände

Nun bin ich bekannter Weise ein Freund des Offroad E-Biking. Gerade Steigungen bis zu 50% im z.T. sehr groben Gelände befahre ich regelmäßig. Aus diesem Grund war klar, dass ich eine solche Sattelstütze auch hier testen muss, und die Ergebnisse sind (leider) eindeutig:

  • Zunächst neigt die Suntour NCX SP12 im groben Gelände dazu, Fahrer des E-Bikes „zum Hüpfen“ zu bringen. Das ist durchaus nicht nur angenehm, sondern mitunter kritisch zu bewerten, weil – anders wie bei einem Fully-E-Bike – ein „Nachschwingen“ erfolgt, das bei harter Sattelstange definitiv nicht erfolgt. So verliert man schnell die Kontrolle über das Bike in anspruchsvollem Gelände. Nicht nur bergab, sondern auch bergauf.
  • Das vielleicht wichtigste Problem: Man kann den Sattel mit gefederter Sattelstange nicht ganz nach unten schieben. So sitzt man etwa 5-10 cm höher als bei der harten Sattelstange. Das wiederum bedeutet gerade bei starken Steigungen und erst recht in Kombination mit steinigen Böden, dass das Vorderrad viel zu schnell abhebt, weil der hintere Schwerpunkt zu hoch liegt.
  • Bergab ist das ebenfalls ein Problem, weil man zu hoch sitzt und dadurch mit den Füßen z.T. nicht schnell genug auf den Boden kommt – selbst bei tiefster Einstellung.

Aus diesem Grund möchte ich explizit davor warnen, diese oder eine andere gefederte Sattelstange als Vorteil im Gelände zu vermuten: Das Gegenteil ist der Fall! Wer mit einem SUV ins Gelände geht, sollte unbedingt bei harter Sattelstange bleiben. Das hat sicherlich den Nachteil, dass gerade hier jede Unebenheit „durchschlägt“, umgekehrt hat es den Vorteil, dass man nicht aus Versehen gleich mit dem gesamten E-Bike unsanft stürzt – und diese Gefahr besteht definitiv. Selbst für einen geübten Offroader wie mich!

Teilergebnis 3 – Offroad und grobes Gelände: 2 von 5 Sternen = nicht zu empfehlen

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4. Preis-Leistung

Die Preise für die Suntour NCX SP12 Sattelstange weisen im Internet deutliche Unterschiede auf. Sie reichten von 60€ bis über 100€. Ersteres empfand ich als wirklich günstig, letzteres als eher teuer. Im Mittel liegt der Preis aktuell bei 65€, was ich als ok empfinde.

Teilergebnis 4 – Preis-Leistung: 4 von 5 Sternen = gut bis sehr gut

5. Fazit

Die Suntour NCX SP12 ist eine rundum sehr gute, zum Teil auch ausgezeichnete Sattelstütze. Seitens des Herstellers wird sie vornehmlich für Asphalt-Strecken beworben. Das macht definitiv Sinn! Es erfolgt allerdings auch keine Warnung vor den Nachteilen im Gelände. Doch kann man das dem Hersteller verübeln? Kaum.

Am Ende muss man sich als potenzieller Käufer vor allem fragen, welche Vorteile man sich von diesem oder ähnlichen Produkten verspricht bzw. unter welchen Bedingungen man eine gefederte Sattelstütze nutzen will bzw. wird. Bei einem Stadt- oder Touren-E-Bike mit „harter“ Sattelstange ist das anders zu beurteilen wie bei einem SUV-E-Bike, das gerade dafür da ist, auch offroad genutzt zu werden.

Für diejenigen, die den vom Hersteller empfohlenen Zweck verfolgen, ist das Produkt daher definitiv zu empfehlen. Wer regelmäßig ins Gelände geht oder stärkere Steigungen fährt – so wie ich – sollte die Finger davon lassen. Aus diese Grund nutze ich nach wie vor ganz bewusst die harte Stange, obwohl die Sehnsucht nach mehr Federkomfort groß ist. Die „echte“ Lösung dieses Komfort-Problems heißt dann „Fully“-E-Bike oder man erwirbt von Beginn an ein gefedertes SUV-E-Bike.

Beides ist für mich keine Alternative mehr – sollte ich daher mal wieder eine längere Tour  planen, die nur über Asphalt und leichte Wege führt, kann ich mir immer noch das E-Bike meiner Schwester ausleihen, um die definitiv vorhandenen Vorteile einer gefederten Sattelstütze zu nutzen ;-).

Insgesamt 4 von 5 Punkten – wer ganz sicher nur Asphalt fährt, darf sich noch einen halben Stern dazu denken!

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