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Der Himmel: Ein Schlachtengemälde

Eigentlich war ich nur mit dem E-Bike an der frischen Luft, um meine potenzielle Corona-Infektion zu kuren. Beim Radeln fiel mir dann eine Geschichte aus der Vergangenheit ein – als ich bei der Bundeswehr Schlachtenbilder recolorierte.

Erlebnisse und Learnings

Zur Frage, ob man überhaupt mit Corona eine E-Bike-Tour machen sollte, werde ich gleich noch einen Artikel schreiben. In diesem Artikel geht es um die Erlebnisse der heutigen Tour, deren extremer Himmel mich im „leichten Fieberwahn“ einer Coronainfektion fast 40 Jahre innerlich zurückversetzte: In meine Zeit bei der Bundeswehr. Genauer: In der Panzerkaserne Düren. Dort insbesondere der zweiten Kompanie beim Panzerbatallion 533 – ein Teil der Heimatschutzbrigade 53.

An diese Zeit des 15 monatigen Grundwehrehrdienstes von Anfang Juni 1984 bis Ende August 1985 bekam ich vom damaligen „Hauptmann Bellmann“ mehrere „Spezialaufgaben“, die kaum etwas mit dem Militärdienst im engeren Sinne zu tun hatten: Ich baute z.B. aufgrund meiner handwerklichen Fähigkeiten eine hölzerne Bar mit Strohdach für die Freizeitnutzung in einem der Stuben. Zudem war ich doch tatsächlich „Vorsänger“ der Kompanie, die eigens einen Song für den scheidenen General Kendziora in Bonn im Tonstudio aufnahm. Komponiert hatte das Ganze nach meiner Erinnerung nach ein „Gefreiter Lippert“ … und der Text war etwa so „Wenn teuer ist der gute Rat und nötig scheint die harte Tat, dann sind auf alle Fälle, wir an Ruhr und Rhein zu Stelle! Wir sind die Heimatschutzbrigade …“ und so weiter.

All diese nicht wirklich immer positiven Erinnerungen kamen hoch, weil mich der Himmel an die Schlachtengemälde erinnerte, die Hauptmann Bellmann seinen verdienten Reservisten vermutlich zu Weihnachten 1984 schenken wollte. Das waren einfache schwarz-weiß-Kopien vermutlich von der Schlacht von Sedan 1871, die mit Aquarellfarben schick gemacht werden sollten. Auf die Frage, wer in der ca. 30-köpfigen Kompanie malen könne, meldeten sich mindestens drei Personen. Darunter auch ich. Jeder sollte ein Bild probeweise ausmalen. Meine Bilder schienen ihn am meisten zu überzeugen. Das war auch nicht ganz zufällig, denn ich hatte bis dahin als Hobby-Schreiner viel Erfahrung mit der Restaurierung alter Möbel sammeln können – dabei lernte ich, alte Brauntöne mit Holzbeize aus verschiedenen Farben zu mixen, u.a. gelb, rot, grün und natürlich auch braun. Die Kombi gab dem Holz immer einen besonders echt, weil antik wirkenden Schimmer.

Tja, und weil ich meine Sonderaufgabe(n) so gut erfüllt hatte, bekam ich doch tatsächlich am letzten Tag von Hauptmann Bellmann noch ein Handwerkerbuch gescheckt. Bei seiner „Laudatio“ verlieh er mir zudem den Ehrentitel „Kompaniekünstler“. Damit kann ich bis heute gut leben, denn mein direkter Vorgesetzter, „Oberfeldwebel Deutsch“, der genauso war, wie der Name vermuten läßt, hielt mich als Richt- und Ladeschütze des von damals völlig veralteten M48 A2GA2 für unbrauchbar.

Was eine E-Bike-Fahrt in Kombination mit Corona und einem dramtischen Himmel doch alles bewirken kann …

Leider geben es die Bilder nicht so gut her, aber der Himmel wirkte aufgrund des Gemisches von blauem Himmel, weißen und dunklen Wolken wie die Schlachtengemälde aus dem 19. Jahrhundert. Diese Kombi von Licht und Schatten war auch seinerzeit für mich Inspiration bei der Recolorierung von schwarz-weiß-Kopien der Schlacht von Sedan.

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