Vorgestern bei Nebel dachte ich mir: „Verrückte Nachtfahrt!“ Und heute weiß ich: Es geht noch viel verrückter! Zum Beispiel dann, wenn mittem im Wald das Licht verrückt spielt. Ohne Frage ein Erlebnis, das ich nicht unbedingt wiederholen muss.
Erlebnisse und Learnings
Ganz im Ernst: Das war gerade die vielleicht verrückteste E-Bike-Tour, die ich bislang überhaupt erlebt habe. Und das ohne irgendeine Absicht oder Vorwarnung. Der „Thrill-Factor“, den ich gleich näher beschreiben werde, überraschte mich eiskalt als ich mich mitten im dunklen Wald etwa auf Höhe des Wasserfalls Schloßrinn befand.
Was war passiert? Tja, ganz einfach: Die Schraube, an dem Vorderlicht, das ich im dunklen Wald dringend benötige, lockerte sich während der Fahrt. Das wiederum sorgte innerhalb weniger Minuten dafür, dass die eh schon geringe Sichtweite von vielleicht 10 auf einen Meter herabfiel. Das war ja noch irgendwie lustig, denn mit diesem einen Meter kam ich noch ganz gut vorwärts, denn so erkennt man zumindest noch schemenhaft, wo es langgeht (zumindest dann, wenn man den Weg, auf dem man fährt, schon einmal gefahren ist). Aber selbst bei dieser noch vergleichsweise recht großzügigen Sichtweite von einem Meter habe ich mich doch glatt verfahren und landete vor einem Gatter. Dazu muss man sagen, dass ich bei diesen Bedingungen laut eBike-Connect und Bosch Nyon mit 15-20 km/h unterwegs war. Klingt wenig, ist aber bei diesen Sichtverhältnissen und den meandrierenden Waldwegen durchaus schnell.
Es sollte aber noch krasser kommen: Die Lampe sackte nämlich ein paar Minuten (ich bin immer noch im dunklen Wald) noch einmal herunter, und fortan hatte ich tatsächlich nur noch Sicht bis zum Ende des Vorderreifens … und das ist wahrlich nicht viel – unterstellt, dass man nach wie vor mit 10-15 km/h und teilweise auch noch deutlich schneller herumfährt.
Vorgestern schrieb ich zu der bereits erähnten vergleichbaren, doch nicht annähernd so herausfordernden Nacht- und Nebelfahrt, dass es nur mit der von Friedrich Nietzsches gepriesenen „Instinktsicherheit“ gelingt, sich hier halbwegs gut zu orientieren: Man kann unter diesen Voraussetzungen tatsächlich nur äußerst schemenhaft ahnen, wo der Weg in anderthalb Meter Entfernung weiter geht.
Und hier auf Google kann man es selbst nachrechnen:
- bei 20 km/h sind es 5,6 Meter pro Sekunde
- bei 15 km/h sind es vier Meter pro Sekunde
- bei 10 km/h sind es 2,8 Meter pro Sekunde
- und für einen Meter pro Sekunde sollte man nicht schneller als 3,6 km/h fahren.
Wie gesagt: Die Geschwindigkeiten wurden digital erfaßt … und so habe ich bei „Sichtende Vorderrad“ in Kombination mit den genannten Geschwindigkeiten durchaus etwas „Verrücktes“ erlebt. Da ich am Ende aber auch gut angekommen bin, war es wohl doch noch eine Art kalkulierbares Risiko. Zumindest kann ich mir das nachträglich einreden, denn freiwillig werde ich das sicher nicht noch einmal tun – und ich hatte ja noch Glück, weil ich die Waldstrecke zumindest dem Grunde nach kannte und es auch nicht steil bergab ging. Wäre mir gleiches auf der Abfahrt von der Steinlingalm passiert … vermutlich hätte ich schieben oder extrem langsam fahren müssen.
Wie das aussieht, wenn man kaum Sicht hat, habe ich versucht, mit diesem Video ein wenig einzufangen. Die Geschwindigkeit betrug (wie man gut erkennen kann) bei diesem aufgrund der Aufnahme einhändig gefahrenen Abschnitt bis zu 15 km/h = vier Meter pro Sekunde bei weniger als einem Meter Sicht. Hinzu kommt das sehr irritierende Wackeln der Lampe, das die Augen wie Gewitterblitze irritiert. Aber: Es ging irgendwie.
Ein ganz klein wenig Mondscheinlicht war vorhanden. Aber nur dort, wo Laubbäume ohne Blätter waren, hat man es gesehen. Die meiste Zeit gings durch Nadelwälder, sprich: Hier gabs nur das Licht des E-Bike – und das reichte nach wenigen Minuten kaum mehr über das Vorderrad hinaus. Zuhause angekommen, konnte man gut erkennen, wohin das Licht geschienen hat: Direkt auf den Boden!