HomeE-BIKEWie leichtsinnig ist E-Biken im Winter? Teil 1

Wie leichtsinnig ist E-Biken im Winter? Teil 1

Seit Ende September gibt es in den Bergen Schnee. Ein Grund nicht zu E-Biken? Jein. Es ist sicherlich nicht so ganz ohne, wenn man mit einem E-Bike im Schnee herum tobt. Ist es also leichtsinnig oder besonders gefährlich? Die Antwort muss sich jeder selber geben – aber falls man im Schnee fahren will, dann sollte man auf jeden Fall bestimmte Regeln beachten.

Bitte beachten: Dieser Beitrag verwendet (auch) externe Videoinhalte

Im Schnee zu E-Biken ist etwas völlig anderes als Gleiches mit einem normalen Rad zu tun. Ein E-Bike verhält sich (bei aktiviertem Motor) aufgrund des Drehmoments viel aggressiver und aus Sicht des Fahrers auch durchaus willkürlicher. Der gut dosierte Umgang mit der vorhanden Kraft ist dabei ebenso wichtig wie ein guter Gleichgewichtssinn, denn sobald die Reifen rutschen oder durchdrehen gilt es, das Ganze gut auszubalancieren.

Wie fährt man also im Winter mit dem E-Bike? Auch ich wollte das wissen und habe mich einfach mal umgeschaut. Grundsätzlich sollte man zwei Fälle unterscheiden: E-Biken mit und ohne Spikes. Ersteres ist definitiv sicherer als Letzteres. Ich möchte mich aber auf das E-Biken ohne Spikes fokussieren, weil die meisten E-Biker (auch ich) weder Spikes noch Schneeketten besitzen oder nutzen.

Zum Thema zunächst einige Videos:

  • Spannend fand ich das Video von PAT E-Bike Vlog, denn der E-Biker dort scheint richtig gut ausgerüstet zu sein – Spikes hat er allerdings nicht.
  • Die Videos zwei, drei und vier stammen von mir. Man muss sie nicht unbedingt anschauen, aber es geht im Kern darum den Unterschied von Fahren auf Altschnee, Neuschnee und Neuschnee bei Nacht zu verdeutlichen.

Jetzt erst mal die Videos anschauen!

Meine Meinung

In meinem Tagebuch habe ich verschieden Beiträge zu Schneefahrten veröffentlicht. So richtig gefährlich war es aber (bislang) erst zweimal: Einmal bei der Abfahrt von der Hofbauernalm und einmal gestern Abend: Da bin ich beim Absteigen vom E-Bike ausgerutscht. Dabei habe mir einen signifikanten blauen Fleck geholt. Auch bei der Hofbauernalm bin ich auf den Füßen ausgerutscht als ich mit dem E-Bike ein recht kleines Eisfeld überqueren wollte. Was will ich damit sagen? Der Winter ist generell gefährlich – nicht nur für E-Biker! Insofern vertrete ich hier erst einmal die Meinung, dass Spazierengehen, Wandern bzw. auf den Füssen oder den Beinen zu stehen, rein statistisch bei mir gefährlicher zu sein scheint als zu radeln.

Gleichwohl hier meine Tipps für E-Biker im Winter:

  • Aus meiner Sicht besonders wichtig sind zunächst die richtigen Reifen. Die Schwalbe-Smart Sam Reifen meines KTM 271 LFC sind Offroad-taugliche-Reifen – sie haben grobe Noppen, was sowohl auf Schnee als auch Eis relativ guten Grip vermittelt.
  • Generell sollte man sich über die geeigneten Reifen im Winter informieren, z.B. hier auf der guten Übersicht von Elektrobike.
  • Dann ist aus meiner Sicht ein einfacher weiterer wichtiger Punkt zu betonen: Gute Schuhe! Klingt banal, ist aber (wie ich leidvoll festgestellt habe) eine kritische Schwachstelle auf Schnee und Eis. Wichtig ist natürlich auch die richtige Kleidung, nicht zuletzt die Handschuhe sind wichtig.
  • Fahrtechnisch steht für mich das permanente Üben an oberster Stelle – klingt ebenfalls banal, ist aber höchst relevant, damit das Fahren auf Schnee „in Fleisch und Blut“ übergeht – genau aus diesem Grund mache ich auch regelmäßig Nachtfahrten iim Schnee: Sie „internalisieren“ gelernte Abläufe m.E. noch besser als Tagfahrten.
  • Bergauf ist es am besten, wenn man möglichst nicht mit stärkster Power fährt, sondern bei der Bosch Performance CX z.B. im eMTB-Modus: Hier ist das Drehmoment besser kontrollierbar, was durchdrehende Reifen besser verhindert.
  • Bergab ist es sehr zu empfehlen, den Sattel auf die niedrigste Stufe zu stellen und dann (je nach Glätte) mit beiden Beinen rechts und links während der Fahrt auf dem Boden aufzusetzen.
  • Besonders wichtig ist das unentwegte Scannen des Fahrtwegs: Wo kann man mit Grip rechnen, wo könnte es sehr glatt sein? Gerade der zweite oder dritte Schnee ist dabei besonders tückisch, weil bei ihm unter dem Schnee unsichtbar das Eis des vorherigen Schnee lauert. Insofern sollte man wie „Fräulein Smilla“ ein Gespür für Schnee entwickeln.
  • Zu dieser Kategorie zählt auch der Unterschied von „normalem Schnee“, Pappschnee und Pulverschnee. Als besonders knifflig habe ich Pulverschnee empfunden, denn dieser gibt ab etwa 5-10 cm Dicke auch bei einem Offroad-tauglichen-Reifen kaum Halt. Daher suche ich beim E-Biken immer gezielt dunkle, genutzte oder verdreckte Stellen im Schnee, weil dort i.d.R. mit mehr Grip zu rechnen ist als beim besonders weißen Schnee.
  • Beim Bremsen bin ich im Schnee zudem eher ein Freund der Hinterradbremse, da diesebezügliches Bremsen besser kontrollierbar ist.
  • Besondere Vorsicht ist bei tieferen Schnee geboten, z.B. wenn man auf einer Strecke unterwegs ist, die „plattgetrampelt“ wurde und in diesem Bereich gut befahrbar ist: Sobald man von dieser Ideallinie abkommt und in den tieferen Schnee wechselt, kann der Effekt einer ungewollten Vollbremsung entstehen.

Abschließend mein „Gesamturteil“: Ich halte Fahren im Schnee nur für relativ gefährlich – es kann aber dann leichtsinnig werden, wenn man grundlegende Regeln wie die zuvor geschilderten Aspekte nicht beachtet. Für den Fall der Fälle sollte man überlegen, ob ein Sturzsensor wie z.B. bei der Apple Watch 6 nicht doch eine gute Anschaffung wäre (dass dieser allerdings nicht immer funktioniert, wird dann in Teil zwei beschrieben).

 

Weiterführende Links:

Teil 2 dieses Beitrags

Teil 3 dieses Beitrags

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