Ende April haben viele Amphibien schon gelaicht. Ein guter Zeitpunkt, um auf mehreren Touren den aktuellen Stand zu erforschen. Das Ergebnis war – wie zu erwarten – zumindest teilweise ernüchternd.
Erlebnisse und Learnings
Mein Faible für Amphibien geht schon auf die Kindheit zurück: In Aachen fand ich mit sieben Jahren einen Feuersalamander, der sich in einen Flur verirrt hatte. Ich war begeistert. Noch faszinierender war ein Erlebnis als 9-Jähriger in der Nähe des Hohen Meissner: Dort übernachteten wir bei Freunden meines Vaters in einem alten Jägerhäusle, das direkt neben einem kleinen Teich gelegen war. Darin: Tausende Amphibien aller Art – Kröten, Molche, Frösche, Salamander und sogar Geburtshelferkröten, die wegen ihres hellen Rufs auch Glockenfrosch genannt werden.
Ein Jahrzehnt später kam das Interesse eher durch Zufall wieder auf, als wir im Garten einen Gartenteich anlegten, in dem sich recht schnell Grasfrösche verirrten. Seit dieser Zeit – also bis heute gut 40 Jahre später – hat das Interesse an Amphibien kaum nachgelassen. Allerdings ist mir auch klar, dass dieses Hobby von vielen Menschen als „exotisch“ empfunden wird. Nicht wenige Menschen die ich kenne, hassen Amphibien. Warum auch immer.
Ich jedenfalls finde die Tiere faszinierend, weshalb mich auch stets interessiert, wie es um ihren Bestand bestellt ist. Generell ist dieser bundesweit stark rückläufig. Die Gründe sind vielschichtig. Hier in Aschau kann man den Bestand nur vermuten. Ich schwang mich auf mein E-Bike, um herauszufinden, was für mich herausfindbar ist.
Erste Tour: Teiche Richtung Frasdorf und Schafelbach
Die erste Tour erfolgte bei mildem Wetter am Samstag-Nachmittag und führte zuerst zu mehreren kleinen Teichen etwa auf Höhe des Logistik-Gebäudes der Firma Moormann zwischen Aschau und Frasdorf. Hier ist stets nur einer der Teiche von Amphibien besiedelt – das allerdings seit Jahren und im Hinblick auf die Menge auch nach wie vor recht gut. U.a. wegen diesem Teich werden an der Straße auch Krötenzäune und Hinweisschilder aufgestellt (der Hauptgrund ist aber vor allem das schwer erreichbare Augewässer der Prien beim Ahgraben, dazu gleich auf der zweiten Tour).
Erstaunt war ich, dass hier neue Laichballen zu finden waren, obwohl der Grasfrosch hier schon vor Wochen gelaicht hatte. Daher schwammen auch schon viele größere Grasfrosch-Kaulquappen herum, die sich auf die neueren Laichballen stürzten – sie sind für ältere Kaulquappen und Molche ein echter „Leckerbissen“. Da die Ballen auffällig klein waren und deutlich später gelaicht wurden, dachte ich, dass es Springfrosch-Laich sein könnte. Dieser hat meist einen weißen Punkt an den schwarzen Larven, den ich da und dort zu erkennen glaubte. Es gibt auch Springfrösche in der Nähe. Man erkennt sie spätestens dann, wenn sie als Kaulquappe deutlich größer werden wie Grasfrosch-Quappen. Mal sehen! Auszuschließen ist es nicht.
Ebenfalls neu für mich war, dass in dem Teich Erdkrötenschnüre zu finden waren. Nicht viele (zwei/drei). Sie waren offenbar nur einige Tage alt. Aber immerhin! Erdkröten sind extrem laichplatztreu, was die Besiedlung junger Gewässer erschwert. Hier ist es offenbar geglück. Insgesamt würde ich sagen: Bis hierhin gute Nachrichten …
Daher ging es weiter Richtung der großflächigen Wiesen bei Schafelbach – eigentlich ein Top-Biotop für Frösche und Kröten. Gleichwohl war hier die Erkenntnis ernüchternd, denn obwohl 2021 neue Wiesengräben ausgehoben wurden, fand ich im gesamten Gebiet kaum Laich oder Kaulquappen. Nur etwas Grasfroschlaich lag da und dort in z.T. fast schon ausgetrockneten Gräben. Dies spricht dafür, dass Entwässerung in Kombination mit zunehmender Trockenheit – neben allen anderen Umweltfaktoren – auch rund um Aschau eines der Hauptprobleme für Amphibien sein könnte. Stehende Gewässer gibt es kaum mehr – sie werden auch nicht mehr mit Wasser aufgefüllt, obwohl dies möglich wäre. Also kein Grund zur Freude!
Zweite Tour: Schwimmbad, Bärnsee, Umratshausen und zurück
Am Abend nach einer Portion Knoblauchspaghetti ging es erneut hinaus. Diesmal noch länger, denn der explodierende Glukospiegel mußte gesenkt werden! Zuerst fuhr ich Richtung Schwimmbad. Dort fand ich letzten Sommer tausende Bergmolchlarven. Es gab auch ein paar Frosch-Kaulquappen. Daher suchte ich dieses Jahr nach Laich und fand zu meiner Überraschung tatsächlich mehrere leere Laichballen von Grasfröschen als auch zwei drei Laichschnüre von Erdkröten. Letztere an einer ungewöhnlich weit im Schwimmbad liegenden Stelle mit steiler Randverbauung – an einer Leiter. Die Kröten haben also nicht am flacheren Ufer gelaicht, was mich etwas verwunderte.
Danach fuhr ich Richtung Moorbad, da es dort nahe des alten Campingplatzes auch einige Teiche gibt, die – theoretisch – sehr gute Laichgewässer wären. Aber: Fehlanzeige! Nix zu finden. Weder Kaulquappen noch Laich. Daher ging es weiter Richtung Bärnsee. Dort fand ich auffallend viele Bieber-Spuren, allerdings keinen einzigen Hinweis auf Amphibien. Das muss nichts heißen, denn das Wasser des Sees und der vielen Gräben ist moorig-braun und das Seeufer kaum erreichbar. Es ist zu unterstellen, dass es hier einige Amphibien gibt, selbst wenn man sie nicht findet. Theoretisch ist es ein Paradies für viele Arten.
Anders sieht es dann schon beim kleinen Teich in Spöck oberhalb des Bärnsees aus: Diese Gewässer würde vermutlich vielen Amphibien gefallen, wenn da nicht die massenhaft ausgesetzten Goldfische wären, die z.T. eine recht ordentliche Größe erreichen und alles amphibiesche wegfressen, was ihnen über den Weg läuft. Daher: Nix mit Amphibien! Ähnlich war es nahe Umratshausen bei einem Gewässer, das unmotiviert am Straßenrand gebaut wurde. Wozu läßt sich nur raten. Wohl eher als Regenrückhaltebecken. Amphibien auch hier Fehlanzeige. So ging es weiter zurück Richtung Aschau.
Kurz nach der Autobahn, entlang der Höhenbergstraße, gibt es ein kleineres und ein größeres Gewässer. Beide theoretisch gut für Amphibien geeignet. Das gilt auch für das umgebende Waldhabitat, das einen guten Landlebensraum abgeben würde. Aber: Auch hier habe ich in den letzten Jahren keinerlei Amphibienspuren gefunden. Dafür gibt es im größeren Gewässer einen beachtlichen Bieber-Bau. Man darf hoffen, dass sich dort Amphibien trotzdem vielfach vermehren – auch ohne das man es bemerkt.
Zuletzt ging es dann nochmal die Prien entlang – am gegenüberliegenden, östlichen Ufer des Ahgrabens, der auf der westlichen Seite der Prien liegt. Es ist ein alter Auwald mit z.T. größeren Wasserflächen, die nur schwer erreichbar sind – egal von welcher Seite. Hier gibt es sogar den seltenen Schwarzstorch – den findet man aber auch nur mit sehr viel Glück. Ich habe ihn schon mehrfach zufällig gesehen. Die vielen Reiher sind weniger schwer zu finden. Auch hier bleibt es bei der Vermutung, dass sie sich (auch) von Amphibien ernähren, was bedeuten würde, dass es sie dort in ausreichender Anzahl gibt.
Fazit: Kein Grund zur Freude!
Die Gegend um Aschau ist im Vergleich zum Rest Deutschlands Natur pur: Es gibt aus Amphibiensicht sowohl herrliche Landlebensräume mit Wäldern und Wiesen als auch viele Gewässer, die eine Fortpflanzung ermöglichen (würden). Das in diesem vermeintlichen Paradies in den unteren Lagen nur vergleichsweise wenige Amphibien der Arten zu finden sind, die als robust gelten (insbesondere Erdkröte und Grasfrosch) spricht dafür, dass selbst hier die Amphibienwelt nicht mehr in Ordnung ist – ein Trend der seit Jahren bundesweit zu beobachten ist.
Weiter oben auf den Bergen gibt es im gesamten Chiemgau flächendeckend viele Mini-Gewässer, in denen man immer wieder allerlei Arten von Amphibien findet. Auch unzählige Bäche – ideal für Feuersalamander. Doch sind solche Mini-Gewässer auch sehr anfällig. Vor allem gegenüber Trockenheit. In heißen Sommern kann es in solchen Gewässern zum Totalausfall kommen – und besonders heiße, regenarme Monate gab es in den letzten Jahren zuhauf. Sie werden kaum weniger werden.
Teil eins der ersten Tour führte zu den kleinen Teichen zwischen Aschau und Frasdorf. Evtl. gibt es hier sogar Springfrösche?! Aktuell schwer zu sagen. Sicher ist: Es gibt Grasfrösche und Erdkröten!
Die Wiesen bei Schafelbach: Eigentlich ein amphibischer Traum, die Wirklichkeit ist jedoch nicht sehr erbaulich. Trotz idealer Verhältnisse findet man fast keinen Laich und auch keine Kaulquappen. Dafür trockene Gräben und ausgetrocknete Teiche. Letzteres müßte nicht sein, da einfach kein Wasser in den einst künstlich angelegten Teich mehr eingeleitet wird …
Das Aschauer Schwimmbad ist mittlerweile eine Art „Hotspot“ für verschiedene Amphibien geworden. Neben Grasfrosch und Erdkröte (die mitten im Gewässer sogar an einer Leiter geleicht hat) gibt es hier massenhaft Bergmolche und im Sommer sogar ab und an eine Gelbbauchunke. Die dürfte sich allerdings kaum hier vermehren.
Das Gelände rund um das Moorbad bis hin zum Bärnsee bietet viele Gräben und auch kleinere Teiche. Wenn man dort nichts findet – und das war definitiv der Fall, dann muss das nichts heißen. Allerdings ist es verwunderlich, denn in solchen „Idealbedingungen“ findet man selbst als blindes Huhn ein Korn. Mit meiner langjährigen Erfahrung hätte ich erwartet, zumindest irgendeinen Anhaltspunkt für Amphibien zu finden – Fehlanzeige! Dafür gab’s Bieberspuren – was mich freut, allerdings auch Goldfische, die hier eigentlich nicht hingehören. Das letzte Bild zeigt den Ahgraben vom anderen Prienufer aus: Hier kommt man nur schlecht hin …