HomeE-BIKETestbericht: smarTEC Camp20H Falt Pedelec

Testbericht: smarTEC Camp20H Falt Pedelec

Es war wieder einmal meine Schwester, die mich im Hinblick auf „besondere“ E-Bikes inspirierte: Sie kaufte sich ein gebrauchtes smarTEC Camp20H Falt Pedelec, das ich einige Wochen nutzen konnte. Mein Fazit: Viel Licht, aber auch einiger Schatten! Wichtig ist vor allem, wo man dieses Gefährt einsetzt.

Gesamtergebnis: 3 von 5 Sternen = bedingt zu empfehlen

Das Prinzip des E-Klapprads fand ich immer schon spannend. Teilweise habe ich sogar überlegt, eins zu kaufen – z.B. im Jahr 2021, als ich die meiste Zeit in Berlin verbrachte. Doch waren mir die meisten E-Klappräder damals im Verhältnis zum Nutzen einfach zu teuer. Nun wollte es der Zufall, dass ich zumindest mal das smarTEC Camp20H Falt Pedelec unverbindlich mehrere Wochen ausprobieren konnte. Im Ergebnis war ich einerseits von der Flexibilität, aber auch von der Spritzigkeit dieses E-Bikes begeistert. Auf der anderen Seite wurde auch klar: Es ist nur für bestimmte Use Cases geeignet – und das sind solche, die nur bedingt zu meinen Nutzungsgewohnheiten passen. Schließlich ist mir bei genauerer Prüfung aufgefallen, dass man für 50 Euro mehr das smarTEC Camp20D kaufen kann, das in entscheidenden Punkten besser zu sein scheint, aber kaum teurer ist.

Zwei Bilder, die das smartEC Camp20H Falt Pedelec, Jahrgang 2022, zeigen. Es kostet aktuell um die € 1.100. Es zählt damit zu den vergleichsweise günstigen Falt-Pedelecs, die bis über € 4.000 kosten können. Das etwas besser ausgestattete und kaum teurere smarTEC Camp20D Falt Pedelec sollte man unbedingt kennen und vor einem möglichen Kauf als Alternative in Erwägung ziehen.

Zum Test selbst – folgende vier Kriterien habe ich mir für diesen Testbericht überlegt:

  1. Ausstattung und Verarbeitung
  2. Stadt und Land
  3. Preis/Leistung
  4. Fazit

Auf die einzelnen Kriterien möchte ich nachfolgend genauer eingehen.

1. Ausstattung und Verarbeitung

Zu allererst das wichtigste:

  • Es gibt das hier geteste smarTEC camp20H (Ausstattung hier) und
  • das nahezu baugleiche smarTEC camp20D (Ausstattung hier)

Beide haben u.a. folgende gemeinsame Ausstattung:

  • Akku: Li-Ion 36V/15,6AH – 562Wh
  • Akku-Ladezeit: 3 – 5 Stunden
  • Reichweite: bis 100 KM (je nach Straßenkondition und Fahrweise)
  • Motor: 36V/250W bürstenloser Nabenmotor im Hinterrad
  • Motor-Unterstützung: bis zu 25 KM/H
  • Unterstützungsstufen: 5 Stufen
  • Gangschaltung: 7-Gang Shimano Tourney Kettenschaltung
  • Display: LCD Display Bigstone C300S
  • Sattel: Selle Royal freeway A094D Schwarz
  • Sattelstütze: Gefederte Sattelstütze Ø27,2 mm
  • Gewicht inkl. Akku: 23 KG

Ein wichtiger Unterschied sind u.a. die Bremsen:

  • Die Bremsen des smarTEC camp20D: Tektro mechanische Scheibenbremse MD-300
  • Die Bremsen des smarTEC camp20H: Tektro V Felgenbremsen.

Die Bremsen sind, wie ich gleich im nächsten Punkt beleuchten werde, allenfalls für die Stadt geeignet. Nicht im hügeligen Umfeld. Wichtiger aber noch ist die Tatsache, dass das smarTEC in egal welcher Variante 23 kg schwer ist, was die Idee, dieses E-Bike in eingeklappten Zustand locker und flockig mitzunehmen, deutlich einschränkt.

Meine ursprüngliche Idee war es, das E-Bike mit dem Auto nach München mitzunehmen, damit ich es dort vor und nach der Arbeit, aber auch in der Mittagspause flexibel nutzen könnte, um etwas mehr Bewegung zu haben. Für diesen Zweck ist dieses E-Bike meiner Meinung nach ungeeignet. Generell sollte man sich überlegen, ob und wann man ein 23 kg schweres E-Bike wirklich ein- und ausklappen muss … Das Gewicht entspricht nämlich in etwa meinem KTM 271 LFC – also einem SUV! Handlich ist definitiv was anderes!

Ebenfalls nicht wirklich überzeugt haben mich die Lichtanlage und das Schloss-System für E-Bike und Akku – beides ist kompliziert und nicht annähernd so komfortabel wie erwartet

Damit zurück zur Kernfrage: Braucht man wirklich die Ausstattung als „Klapprad“, wenn man die 23 kg nicht ohne Rückschaden in einen Kombi ablegen kann? Ich bin mir da heute weniger sicher als vor dem Test! Vermutlich würde bei mir ein E-Bike-Flitzer ohne Klappmechanismus genauso gut oder schlecht genutzt. Für längere Strecken sind beide nicht wirklich geeignet. Einklappen für Kurzstrecken? Ja, vielleicht bei einem Camping-Urlaub mit einem Wohnmobil. Alles weitere ist sicherlich Geschmackssache.

Insofern ein Zwischenfazit genereller Art:

  • Das smarTEC Camp20H ist solide ausgestattet und solide verarbeitet.
  • Schwachpunkt sind m.E. vor allem die Bremsen (dazu gleich mehr).
  • Die Frage, ob und wofür man ein überhaupt ein Klapp-E-Bike braucht, sollte man sorfältig prüfen – nach dem Test sehe ich den Bedarf als geringer an wie davor.
  • Wenn man zum Ergebnis kommt, dass man tatsächlich ein E-Klapprad benötig, dann sollte man eher das smarTEC Camp20D kaufen – das habe ich zwar nicht selbst getestet, aber die Scheibenbremsen werden definitiv besser sein wie die Felgenbremsen von Tektro.

Teilergebnis 1 – Ausstattung und Verarbeitung: 2.5 von 5 Sternen = gerade noch mittelmäßig

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2. Stadt und Land

Das Erfreuliche zuerst: Das smarTEC Camp20H ist ziemlich spritzig – es fährt sich trotz des hohen Gewichts und dem eher schwachen Motor auf der Ebene richtig flott. Das liegt vermutlich auch an den kleinen Rädern, welche die Kraft schnell und leicht auf den Boden bringen.

Aufgrund des unterstellten Drehmomentsensors erfolgt der Start des Motors zwar immer etwas verzögert, dafür kommt nach wenigen Sekunden richtig Schwung in die Bude. Ich hatte bei den verschiedenen Fahrten auf der Ebene richtig Spaß. Gefühlt erzielt man die 25 km/h  schneller als auf einem „richtigen“ E-Bike wie meinem KTM 271 LFC. Das liegt aber (ähnlich wie bei kleinen und großen Autos) einfach daran, dass man bei gleicher Geschwindigkeit mit dem einfacheren und kleineren Modell eine wesentlich höhere „Unmittelbarkeit“ erlebt.

Trotz der eher geringen Leistung von 250 kw zieht der Motor gut durch. Vor allem dann, wenn man die Schaltung in den 7 Gang legt. Darunter war für mich der Fahrspaß eher begrenzt. Insofern ist das smarTEC vornehmlich innerhalb der Stadt bzw. in der Ebene wirklich gut zu fahren. Mit dem Akku kam ich in der Ebene auch stets recht weit, ohne nachladen zu müssen. Kurzum: Hier ist Fahrspaß garantiert.

Problematisch wird es allerdings dann, wenn es hügelig wird. Hier ist nicht nur die Bergauffahrt ein Problem, da der Motor einen Fahrer mit rund 85 kg plus Kleidung kaum einen steileren Berg hinauf bekommt. Dabei wird auch schnell klar, dass der Akku im Fall von mittleren Steigungen rasant an Energie verliert – längere Touren von mehr als 5 km würde ich damit dann nicht empfehlen … Ebenso problematisch ist die Abfahrt, weil die Felgenbremsen für Fahrer und E-Bike mit insgesamt über 110 kg einfach zu schwach sind. Hier ist das nahezu baugleiche Modell, also das smarTEC Camp20D mit Scheibenbremsen mutmaßlich deutlich besser.

Insofern klare Ansage: Das hier getestete Modell taugt weder für hügelige Städte und auch nicht für bergige Landschaften.

Innerhalb der Stadt komme immer wieder zur Frage zurück, ob es ein überhaupt Klapprad sein muss, denn auch in der Stadt wird ein E-Bike beim Tragen in gefaltetem Zustand nicht leichter. Ich zweifele auch hier am Sinn – aber das ist meine ganz persönliche Meinung.

Teilergebnis 2 – Stadt und land: 3 von 5 Sternen = ersteres gut, zweites nicht gut

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3. Preis-Leistung

Im Hinblick auf den Preis ist grds. zu sagen, dass das besser ausgestattete smarTEC Camp20D im Internet nur 50 Euro mehr kostet als das hier getestete smarTEC Camp20H. Ersters würde eine glatte 2 bekommen, vielleicht sogar eine eins minus, weil es innerhalb der Gruppe der E-Bike-Falträder zu den günstigsten Angeboten gehört. Insofern komkurriert das smarTEC Camp20H vor allem mit seinem preisgünstigen und m.E. in wesentlichen Teilen besser ausgestatteten Bruder.

Teilergebnis 3 – Preis-Leistung: 3.5 von 5 Sternen = angemessen

4. Fazit

Das Fahren mit dem smarTEC Camp20H hat viel Spaß gemacht – aber ausschließlich in der Ebene. Als Stadt-E-Bike ist es vermutlich ziemlich gut zu gebrauchen. Den Faltmechanismus habe ich kaum benötigt bzw. nach einigem Testen nicht mehr verwendet, weil die mit dem Falten in der Theorie coolen Use Cases in der Praxis nicht so charmant sind wie vermutet. Insgesamt komme ich damit gerade noch auf 3 von 5 Sternen.

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