HomeE-BIKETestbericht: Schwalbe Smart Sam vs. Pirelli Scorpion Trail S

Testbericht: Schwalbe Smart Sam vs. Pirelli Scorpion Trail S

Es ist wieder Winter. Und da ich sehr gerne im Schnee fahre, habe ich heute zwei verschiedene Reifengespanne gegeneinander antreten lassen. Im Fokus standen insbesondere die beiden Hinterreifen: Meine etwa 1 Jahre alten Pirelli Scorpion Trail S (auf KTM SUV) gegen die ca. 5 Monate alten Schwalbe Smart Sam (auf Cube eMTB). Und: Es gibt einen klaren Gewinner.

Ungleiche Testbedingungen? Jein!

Bevor ich auf die Testergebnisse eingehe, stellt sich zu allererst die Frage, ob man hier überhaupt von „fairen“ Testbedingungen ausgehen kann:

  • Auf der einen Seite mein SUV, ein KTM 271 Lfc mit exakt ein Jahre alten, viel gefahrenen Pirelli Scorpion Trial S hinten und vorne den anderthalb Jahre alten, noch länger gefahrenen Maxxis Assegai.
  • Auf der anderen Seite das Cube Stereo Hybrid, ein eMTB das vorne und hinten mit Schwalbe Smart Sam bereift ist.

Ist so ein Vergleich unsinnig? Nope! Vorausgesetzt, das man einige Zusatzinformationen mitgibt.

  • Zunächst zu den unterschiedlichen Vorderreifen: Diese sind und waren m.E. kaum Ausschlaggebend bei diesem Test, da die Spurtreue und der Grip nahezu ausschließlich über die Hinterreifen entstehen. Die Vorderreifen – so unterschiedlich diese sind – machten beim Test meiner Meinung nach kaum einen Unterschied.
  • Dann zum Zustand der beiden Hintereifen: Die Pirelli sind deutlich abgefahrener als die Smart Sam Reifen. Aber aktuell haben beide Hinterreifen im mittleren Laufsegment ein nahezu gleich tiefes Profil. Die Pirelli haben an den Seiten sogar noch deutlich mehr Profil. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass die Pirelli von Hause aus fürs grobe Gelände gebaut sind und daher auch viel gröberes und tieferes Startprofil besitzen wie die Smart Sam. In der Mitte sind sie natürlich deutlich stärker abgefahren als am Rand. So oder so: Man kann sagen, dass beide Hinterreifen zumindest im mittleren Laufbereich eine etwa vergleichbare Profiltiefe, aber ein unterschiedliches Profilmuster hatten. Genau das machte den Vergleich wiederum recht spannend für mich!
  • Für mich am Wichtigsten: Die beiden E-Bikes hatte ich mit exakt gleicher Bereifung schon im Sommer auf der exakt gleichen „Stammstrecke“ miteinander verglichen. Dabei kam ich zum Ergebnis, dass mir das SUV mit den Pirelli auf dieser Strecke deutlich mehr liegt als das Cube eMTB mit den Smart Sam. Nun wollte ich es im Winter noch einmal wissen.

Nachfolgend die Vergleichsschritte:

Ich fuhr zuerst mit dem KTM und den Pirelli-Reifen über die Stammstrecke. Schon beim ersten Anlauf merkte ich, dass das nicht so gut im Schnee geklappt hat, wie erhofft. Ich rutschte gleich zu Beginn viermal nacheinander weg – insbesondere dort wo Laub war. Wie es weiterging, beschreibe ich in den folgenden Kommentaren.

Links (bei mobiler Ansicht = oben) das offensichtlich noch recht gute Profil der Maxxis Assegai, die auf dem KTM auf dem Vorderrad aufgezogen sind. Auch nach anderthalb Jahren noch top! Kaum Verschleiß. Rechts die nicht allzu viel gefahrenen Smart Sam des Cube. Wie man sieht, sind sie ebenfalls am Vorderrad in einem guten Zustand.

Links die Pirelli Scorpion Trial S auf der Hinterachse. Sie sind erkennbar stark in der Mitte abgefahren, dafür an den Rändern noch ganz gut erhalten und den Smart Sam dort weit voraus. Rechts die Hinterreifen des Cube: Das nach wie vor gute Profil der Smart Sam Reifen ist offenkundig. Auch wenn es aufgrund der unterschiedlichen Profilmuster nicht auf den ersten Blick gut erkennbar ist: Die Tiefe des Profils ist in der Mitte bei beiden nahezu identisch. Die Profilelemente der Pirelli sind jedoch deutlich „flächiger“.

Der erste Anlauf mit dem KTM auf der linken Seite: Ich kam die Einstiegssteigung zur Stammstrecke viermal nacheinander nicht hinauf. Beim fünften Mal schob ich das E-Bike etwa 20 m bis zur nächsten „Ebene“. Hauptursache des Wegrutschens waren Laub unter dem Schnee, aber auch verdeckte Äste und Steine, auf denen das Hinterrad durchgedreht ist. Rechts der gleiche Abschnitt mit dem Cube und den Smart Sam. Schon im zweiten Durchgang kam ich ohne Probleme den Einstieg hinauf. Der Vorteil lag vor allem darin, dass das neuere Profil deutlich besser mit Laub, Steinen und Ästen zurecht kam.

In Punkten würde ich sagen: Zwei zu null für die Smart Sam Reifen.

Auf der „Ebene“ nach der ersten Steigung wurde es besonders interessant: Hier ist unter dem Schnee in erster Linie Fels. Und dafür war der Seitenhalt der Pirelli offenbar deutlich besser geeignet als die Smart Sam. Das lag vermutlich an den an den Rändern noch starken Profilen der Pirelli.

Nun steht es nur noch zwei zu eins für die Smart Sam.

Etwas später war dann bei beiden E-Bikes ein erneuter Stopp angesagt: Bei einer weiteren Steigung mit rutschigem Boden. Aber: Links mit dem KTM und den Pirelli war ab hier Schluss. Rechts mit dem Cube sollte es noch einige Zeit weitergehen. Die Gründe erkläre ich gleich.

Der Blick auf die Reifen macht klar: Die Vorderreifen waren bei beiden Rädern voller Schnee. Hier gab es kaum einen Unterschied. Anders die Hinterreifen: Bei den Pirelli (links) blieb trotz gröberem Profil deutlich mehr Schnee in den Reifen hängen als rechts bei den Smart Sam. Vermutlich schon allein aus diesem Grund war die Fahrt mit dem KTM nun zu Ende. Eventuell ist das auch generell einer der Besonderheiten der Smart Sam: Dass sich der Schnee auf im Profil auch wieder gut löst?!

Auf der Punkte-Scale würde ich nun wenigstens zu einem drei zu eins gelangen. Also klarer Vorsprung für die Smart Sam.

Tja, und da es ab diesem Zeitpunkt nur noch mit dem Cube und den Smart Sam weiterging, gibt es auch links keine Bilder mehr vom KTM mit den Pirelli. Mit dem ging es von hier an zurück – allerdings auch mit einer guten Spurtreue bergab.

Zu meiner völligen Verblüffung schaffte ich mit dem Cube und den Smart Sam sogar die nächste Steigung fast vollständig. Das ist je nach Bodenbeschaffenheit nicht einmal bei Regen oder selbst bei Trockenheit der Fall (wegen dem Durchdrehen im sandig-gerölligen Boden, wenn es zu trocken ist). Ich war baff. Und daher gibts ab hier auch gar keine Punkte mehr, weil der Gewinner eh feststand. Ich fuhr schließlich noch bis Bach weiter – ohne irgendwelche Problem.

Tja, und zuhause angekommen war dann für mich klar: Der Sieger hieß zumindest heute in diesem konkreten Fall Schwalbe Smart Sam. Allerdings gibt es zu diesem Ergebnis gleich noch ein paar relativierende Hinweise.

Abschließende Beurteilung

Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass ich die Schwalb Smart Sam bereits in diesem Testbericht als einen für den Winter sehr gut geeigneten Reifen bewertet habe. Auch mit den Pirelli Scorpion hatte ich vor genau einem Jahr gute Erfahrungen im Winter gemacht, als sie noch ganz neu waren. Damals empfand ich sie gegenüber den zuvor genutzten Smart Sam als überlegen.

Den Hauptausschlag für das bessere Abschneiden der Smart Sam beruht also im wesentlichen darauf, dass das Profil der Pirelli nun deutlich stärker abgefahren war als vor einem Jahr. Aber: Er hat nun gleichwohl eine ähnliche Profiltiefe wie die neuen Smart Sam, was wiederum dazu führt, dass der Grip durch das flächigere Mittelprofil stark nachgelassen hat: Im abgefahrenen Zustand bildet der Mittellauf ähnlich flächige „Inseln“ wie zuvor die Maxxis Minion, die bereits nach einem halben Jahr so abgenutzt waren, dass sie nicht nur im Schnee kaum mehr Halt boten.

Wichtig ist für mich folgende Erkenntnis: Ich werde mir jetzt doch nochmal neue Hinterreifen für das KTM kaufen, diesmal die Maxxis Assegai, die auf dem Vorderrad seit anderthalb Jahren einen super Job gemacht haben und kaum an Profil verloren haben. Mit den Pirelli, die nach einem Jahr und vielen tausend Kilomentern noch ganz gut aussehen, komme ich einfach nicht mehr durch den Winter. Das steht für mich fest!

Abschließend halte ich noch einmal fest, dass die Smart Sam wieder einmal gezeigt haben, dass sie auch im Winter im Schnee besser sind als man vermuten würde. Meinen positiven Testbericht vom April 2021 kann ich diesbezüglich eigentlich nur noch einmal bestätigen. Lediglich für gröberes Gelände sind sie m.E. zu „fein“. Ausschließlich deshalb werde ich mir wie bereits erwähnt diesmal die Maxxis Assegai holen.

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