HomeE-BIKEDer Stukenbrok-Versandkatalog von 1926

Der Stukenbrok-Versandkatalog von 1926

Zu meinem Geburtstag erhielt ich ein besonderes Geschenk: Einen Fahrrad-Versandkatalog der Firma Stukenbrok von 1926. Ich staunte nicht schlecht, was es damals schon an tollen Bike-Produkten, aber auch an Marketing-Ideen gegeben hat.

Die Überraschung war gelungen!

Einen Tag nach meinem 60. Geburtstage letzte Woche aßen wir in Raubling mit Family & Friends im Da Donato. Das Besondere dieses Restaurants ist nicht allein das gute Essen, sondern ein absolut italienisches Flair – ein vergleichbar original italienisches Restaurant gibt es kaum im Chiemgau. Es ist immer bis auf den letzten Platz z.T. mehrfach nacheinander belegt. Aber das ist nur die Vorgeschichte zu dem Thema, um das es hier gehen soll: Den Fahrrad-Versandkatalog der Firma Stukenbrok aus Einbeck aus dem Jahr  1926. Den bekam ich nämlich just in diesem Restaurant von meiner Schwester geschenkt und ausgehändigt (und sie hatte mich ja vor bald vier Jahren überhaupt auf die E-Bike-Idee gebracht).

Einerseits war ich überrascht, überhaupt ein solch antikes Dokument zu erhalten. Schon allein die vergilbten Farben des gräulich-bräunlichen Papiers sind bemerkenswert. Kein Wunder: Der Katalog ist ja nun auch schon 98 Jahre alt. Die Seiten sind auch an vielen Stellen schon stark abgenutzt. Manche Blätter wirken im wahrsten Sinne des Wortes wie Pergament – so dünn und zerbrechlich sind sie. Insofern nutzte ich den Abend nur, um mir einzelne Seiten anzuschauen. Am Wochenende habe ich mir dann den Katalog ein wenig genauer angeschaut.

Wunderschönes, zeitloses Produktdesign

Was mir sofort ins Auge fiel waren die unglaublich schön und zeitlos gestalteten Produkte: Ein Fahrrad schöner wie das andere. Und 1926 gab es offenbar auch schon eine Reihe von Fahrradtypen, die sich bis heute erhalten haben: Neben Herren- und Damenrad auch formschöne Rennräder. Ebenfalls über den Katalog erhältlich waren Zubehör-Teile – vermutlich für den Handel. Darunter Reifen, Kettenblätter, Pedalen oder Radnaben.

Besonders lustig fand ich u.a. das „Deutschland“ Rad Nr. 11 mit einem verstärkten Rahmen für besonders schwere Fahrer. Auf die Idee muss man erst einmal kommen – zumal auch das „Deutschland“ Rad Nr. 5 als „unverwüstliches Strapazierrad für den täglichen Gebrauch“ beschrieben wird. Man fragt sich unwillkürlich, was das Rad Nr. 11 dann alles ausgehalten hat, was Rad Nr. 5 nicht mehr zu leisten vermochte. Man wird es kaum mehr in Erfahrung bringen!

Versandhandel und innovative Werbung

Besonders fasziniert hat mich, dass es damals tatsächlich schon einen Versandhandel gegeben hat. Und nicht nur für den Handel, sondern „direkt an Private“. Und was den Werbesprech betrifft: Da können sich manche Werbetexter von heute noch eine Scheibe von abschneiden! Sogar zielgruppengerecht wurde sie gestaltet, z.B. für den Gebirgsreifen „Teutonia-Prima“ der für jeden „radelnden Arbeiter, Bauhandwerker, Briefträger, Landjäger, Geschäftsmann, Landwirt usw.“ mit einfallsreichen Superlativen präsentiert wurde.

Tja, schade dass dieser Pionier des Fahrrad-Versandhandels in der Weltwirtschaftskrise 1932, kurz nach dem Tod des Gründers August Stukenbrok, schließen musste. Vermutlich auch, weil mit ihm nicht nur ein innovativer Ingenieur, sondern auch ein begnadeter Werbetexter verloren ging: Besonders nett ist nämlich das Detail, dass viele Produkte in der ersten Person verfaßt sind. So heißt es: „Wenn der Betrag mit der Bestellung eingesandt wird, gewähre ich 2% Nachlass“ oder „frachtgutfrei liefere ich jede Fahrradsendung über 100 Mark, über 300 Mark  frachtgut und verpackungsfrei“ oder „Dieses Pedal findet bei meinen Modellen 28 und 31 Verwendung.“

Das waren noch Unternehmer vom alten Schlag!

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