Das linke Bild ist vom September 2020, das rechte vom September 2023. Zwischen den Bildern liegen drei Jahre und 515 Blogartikel. Solche Bilder sind für mich manchmal wichtig, denn ich weiß, dass ich mich wirklich so gefühlt habe, wie es auf den Bildern scheint: In beiden Fällen sehr gut! Und das möchte ich nicht nur für mich selbst festhalten, sondern auch mit Menschen teilen, die eine ähnliche Krankheit hatten oder haben.
Vor etwa über drei Jahren begann ich nach einer Tumor-Operation mit dem E-Biken. Eine der vielleicht besten Entscheidungen meines Lebens. Das Portal Doktor-eBike spielt seit dem ebenfalls eine enorm wichtige Rolle. Für mein Wohlbefinden! Denn nicht nur die Fahrten als solches, sondern ebenso ihre Dokumentation sind wichtige therapeutische Elemente – ähnliches sei jedem in vergleichbarer Situation empfohlen.
Zeit für ein Zwischenfazit
Erst vor wenigen Wochen las ich eher zufällig, dass der bekannte Schauspieler Joseph Hannesschläger (Die Rosenheim-Cops) Anfang 2020 an einem neuroendokrinen Tumor verstarb. Das war wenige Wochen bevor ich erfuhr, dass ich ebenfalls einen neuroendokrinen Tumor von knapp vier Zentimeter Größe in mir hätte. An der Bauchspeicheldrüse. Wenn ich es richtig interpretiere dauerte es bei Joseph Hannesschläger seit der Bekanntgabe der Krankheit im Oktober 2019 bis zum Ende Anfang 2020 nur wenige Monate. Das hätte im ungünstigsten Fall auch mein Schicksal sein können.
Ich hatte mehr Glück, wie ich heute weiß. Mein Tumor war und ist deutlich weniger aggressiv. Damals war er auch noch nicht metastasiert. Gleichwohl mußte ich nach einer erfolgreichen, vielstündigen OP überhaupt erst einmal wieder Laufen lernen. Man muss sich innerlich wieder aufbauen, an ein längeres Leben glauben lernen, auf eine Rückkehr ins „normale Leben“ hinwirken – ohne jegliche Garantie, dass es gelingen wird. Zudem muss man Rückschläge einstecken, eine innerliche, mehrmonatige Achterbahnfahrt ertragen und dabei gleichermaßen vor- und zurückblicken.
Der Anfang eines neuen Lebensabschnitts
Dass ich heute, mehr als dreieinhalb Jahre nach der OP, durchweg ziemlich gut drauf bin, hat definitiv viele Gründe: Allen voran die Familie, aber auch der offene Umgang mit der Erkrankung und die Existenz von ermutigenden Arbeitgebern. Eine besondere Rolle spielte und spielt jedoch das E-Bike und mit ihm dieser Blog, in dem ich regelmäßig schreibe, was ich so mit dem E-Bike mache: Größere Touren, alltägliche Kleintouren, Abenteuer, Unfälle, Testberichte, Anwendertipps und was sonst noch alles.
Mittlerweile sind es 515 veröffentlichte Artikel (Stand 2. September 2023), davon 373 Artikel im Tagebuch. Quasi jeden dritten Tag seit September 2020 ein Beitrag. Von den aktuell rund 5.000 Lesern im Monat lesen aber nur die allerwenigsten mein Tagebuch. Das ist gut so, denn dieses Tagebuch ist in erster Linie für mich selbst geschrieben. Es hilft mir dabei, frei im Sinne von Friedrich Nietzsche, nach dem Tumor der geworden zu sein, der ich heute bin: Ein ziemlich zäher, innerlich überraschend stabiler und auch ansonsten fitter Mensch, der sich gerade aufgrund der Tatsache, dass die Krankheit bislang erfreulich positiv verlaufen ist, immer wieder daran erinnern muss und erinnern will, dass es den Tumor gab UND dass er jederzeit wieder sein Bedrohungspotenzial entfalten kann. Von einem Tag auf den anderen!
Mein „neuer positiver Lebensabschnitt“ begann in meiner Selbstwahrnehmung daher nicht bereits mit der Diagnose des Tumors oder der erfolgreichen Operation, nicht einmal mit dem Entdecken des E-Bikes: Er begann tatsächlich erst mit dem Start dieses Blogs vor drei Jahren.
Innere und äußere Stabilität: So wie Radeln und darüber schreiben
Diesen Artikel habe ich ganz bewußt unter der Rubrik „Gesundheit“ platziert, denn im Kern geht es genau darum: Wie erziele ich konstantes Wohlbefinden in Anbetracht einer solchen Krankheit – und wie kann ich es bestmöglich erhalten? Nach drei Jahren würde ich sagen, dass dies in meinem Fall erst durch die Balance von körperlicher Aktivität und dem „darüber Schreiben“ möglich war und ist. Selbstverständlich ist jeder Mensch anders, aber genau deshalb muss jeder seinen individuellen Weg in einer vergleichbaren Situation herausfinden – und das kann dauern. Bei mir hat es gut ein halbes Jahr nach der Operation gedauert, bis ich zu ahnen begann, dass es eben nicht nur die regelmäßige Bewegung mit dem E-Bike ist, die mich stabilisieren würde, sondern auch das darüber Schreiben – und mittlerweile das regelmäßige und motivierte Fortsetzen dieses Schreibens.
Dass ich nach wie vor regelmäßig hier schreibe war definitiv nicht gesichert: Weder hatte ich am Anfang die Übung, dies in vertretbarer Zeit zu tun (inklusive Textschreiben, Bild-Upload, Bild-Verknüpfung und Kategorisierun), noch hatte ich überhaupt Erfahrung mit dem Aufsetzen und generellem Pflegen eines eigenen Blogs. Das Ganze ist qualitativ und quantitativ gewachsen. Und es wächst – Gott sei Dank – bislang auch immer weiter.
Das muss man zwischendurch auch durchhalten! Mir sind viele Online-Tagebücher bekannt, die gestartet sind, um aus guten Gründen nach wenigen Wochen oder Monaten wieder zu verschwinden. Auch ich hatte die Angst, dass ich nicht die Disziplin des Durchhaltens aufbringen würde bzw. ich den Spaß am immer wieder neuen Schreiben rasch einbüßen könnte, weshalb der Blog irgendwann „austrocknen“ würde. Erst recht vor dem Hintergrund, dass man allzu schnell der Versuchung erliegt, einen solchen Blog primär aufgrund statistischer Besucher-Analysen „optimieren“ zu wollen. Hätte ich das getan, dürfte ich heute eigentlich nur noch Testberichte verfassen. Diese Beiträge haben tatsächlich z.T. viele tausend Leser. Das freut mich natürlich. Und mein Tagebuch? Unter Optimierungsgesichtspunkten müßte ich eigentlich auf 2/3 der Artikel verzichten, weil diese Beiträge nur recht selten gelesen werden.
Sollte ich nicht auf wenig gelesene Artikel verzichten und mich auf viel gelesenen Beiträge fokussieren?
Nein, es ist genau umgekehrt! Es ist gerade der Mix, der den Blog für mich so wertvoll macht – als Therapieinstrument. Ich schreibe eben nicht in erster Linie für die Leser, die den „E-Bike-Fan“-Blog abrufen, damit diese E-Bike-Insights zu erhalten, sondern für mich als Patient mit einer (zumindest in der Vergangenheit) durchaus ernsthaften Erkrankung. Insofern schreibe ich auch diesen Text in erster Linie für mich selbst! Weil ich mich daran erfreue, dass ich den Blog vor drei Jahren begonnen habe und ich nach wie vor fast jeden zweiten oder dritten Tag dort etwas veröffentliche: Ganz einfach, weil es mir gut tut, über meine E-Bike-Themen zu schreiben und dabei immer auch an meine Krankheit erinnert zu werden. Zudem durchlebt man auf diese Art viele Fahrten ein zweites Mal – auf etwas andere Art und Weise. Das wiederum tut doppelt gut, denn jeder Artikel kostet nicht nur Zeit, er füllt Zeit auch mit einem (subjektiven) Sinn. Die Zeit muss man sich daher stets aufs Neue nehmen wollen. Das gelingt vermutlich nur dann, wenn man – wie ich – (aus Erfahrung) von dem therapeutischen Wert des Schreibens (nach dem E-Biken) überzeugt ist.
In diesem Sinne werde ich hoffentlich noch viele weitere E-Bike-Fahrten durchführen und Artikel darüber schreiben!