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Testbericht: eBike-Connect für Apple Health

Seit April kann man eBike-Connect und Bosch Nyon mit Apple Health verbinden. Das hat tatsächlich Vorteile, ist aber noch deutlich ausbaubar im Hinblick auf den Nutzen.

Gesamtwertung: 3 von 5 Sternen (befriedigend)

Softwareupdate der Bosch Nyon im Frühling

Anfang des Jahres 2022 kam ein Software-Update für die Bosch Nyon, das es u.a. ermöglicht, Bosch Nyon und eBike-Connect mit Apple Health sowie der Apple Fitness App (oder alternativ bei Android Google Fit) zu koppeln. Dazu muss man auf seinem Smartphone unter „Einstellungen“ die entsprechende Checkbox anklicken (siehe Screenshot.

In der eBike-Connect-App muss man die Integration in Apple-Health aktivieren. Hat man eine Apple Watch mit Apple-Fitness-App, wird die diesbezügliche Integration automatisch mit aktiviert.

Was genau damit ermöglicht wird, musste ich allerdings erst mühsam und experimentell herausfinden, da ich im Internet bislang keine wirklich gute Dokumentation zum neuen Feature gefunden habe. Auch Bosch liefert kaum nähere Angaben. Es gibt zwar einige Infos zum Software-Update im April wie z.B. das nachfolgende Video vom GPS-Radler, aber auch dort wird das Health-Integration-Feature eher am Rande erwähnt.

Das Video von GPS-Radler auf Youtube zum Nyon Update 4/2022: Ab Minute 7.38 wird auch das Apple-Health-Feature vorgestellt. Wie das Zusammenspiel konkret gestaltet ist, wird aber nur angedeutet.

Vor diesem Hintergrund nachfolgend meine eigenen Erkenntnisse mit allen Vor- und Nachteilen.

Da ich eine Apple Watch nutze, differenziere ich zunächst die Verbindung von eBike-Connect bzw. Bosch Nyon mit der Apple-Health- und Apple-Fitness-App:

  • In beiden Apps werden die Fahrten mit eBike-Connect getrackt, dort importiert und z.T. auch analysiert.
  • Während die Apple-Health-App Fahrt-übergreifend interessante Analysedaten liefert,
  • liefert die Apple-Fitness-App in Kombination mit der Apple Watch Details zur jeweils einzelnen Fahrt, z.B. den Verlauf der Herzfrequenz.

1. Integration in die Apple-Fitness-App:

Der auf Anhieb größte Vorteil ist, dass man nicht mehr (wie bisher) jedes einzelne Training auf dem iPhone bzw. der Apple-Watch manuell starten muss.

  • Das ist für mich ein enormer Vorteil, da ich genau damit immer wieder meine Probleme hatte!
  • Entweder ich habe schlicht vergessen, Start und/oder Stop des Trainings zu aktivieren.
  • Oder ich hatte damit Usability-Probleme – vor allem wegen meiner Roeckl-Handschuhe, die ich fast immer trage (zu jeder Jahreszeit): Sie müssen normalerweise aus- und wieder angezogen werden, um Apple-Fit zu bedienen. Das ist umständlich!

Der Vorteil: Mit dem Start einer Fahrt wird jetzt ein Training automatisch sowohl in der Fitness-App (als auch der Health-App) angelegt und mit dem Ende der Fahrt auch gestoppt.

  • Die Liste aller E-Bike-Fahrten wird direkt auf dem Startscreen angezeigt.
  • Bei Auswahl der Rad-Trainings werden die Daten gefiltert und man erhält eine Übersicht mit der Gesamtanzahl der Trainings, der Gesamtzeit und der Gesamtkalorien als auch den Durchschnitt der letzten beiden Werte.
  • Jede einzelne Tour kann über ein eBike-Connect-Icon geöffnet werden. Dort sieht man die Länge der Strecke, die Zeit, den Kalorienverbrauch, die durchschnittliche Herzfrequenz, das Durchschnittstempo sowie ein Diagramm der Herzfrequenz.

Der Nachteil: Anders als bei manuell angelegten Trainings wird in der Apple-Fitness-App nicht der gleiche Inhalt angezeigt.

  • So fehlt die Karte der beim Training gefahrenen Strecke (inkl. der Pace-Anzeige).
  • Ein besonderes Problem scheint das Diagramm der Herzfrequenz zu sein: Es wird bei mir nur unregelmäßig angezeigt, obwohl es vollständig gemessen wird.
  • So entstehen Fahrten mit und ohne Herzfrequenz-Diagramm (wohl aber beide mit durchschnittlicher Herzfrequenz?!).
  • Ebenfalls unregelmäßig angezeigt werden die Herzfrequenzerholung.
  • Sogar die Dauer der Strecke wird unterschiedlich berechnet: Die gleiche Tour am 8.6. wird auf Apple mit 31 Minuten und auf eBike-Connect mit 18 Minuten angezeigt.

Letzteres liegt offenbar daran, dass es einen Unterschied von „Fahrtzeit“ und „Gesamtfahrzeit“ gibt. Was genau welche Variante ist, kann ich allerdings bislang nur ahnen.

Die Screenshots zeigen die Anzeige von eBike-Connect in der Apple-Fitness App. Im Idealfall bekommt man eine Herzfrequenz der Fahrt und zudem eine Herzerholungsübersicht angezeigt. Es gibt aber auch Fahrten, in denen trotz Nutzung einer Apple Watch beide Diagramme fehlen (oder auch nur eines). Was genau dahinter steckt, wann also was angezeigt wird, was nicht, bleibt rätselhaft. Ebenfalls nicht angezeigt wird die Karte, die nur im Fall eines manuell angelegten Trainings integriert wird. Kurzum: Manuelle Trainings und solche von eBike-Connect haben unterschiedliche Inhalte!

Noch ein weiteres Phänomen irritiert: Die Kalorien werden offenbar bei eBike-Connect und der Apple-Fitness-App unterschiedlich ausgerechnet:

  • eBike-Connect berücksichtigt i.d.R. den Motoranteil.
  • die Apple-Watch bzw. Apple-Fitness tut dies nicht.
  • dafür läßt eBike-Connect die Herzfrequenz außer Acht.
  • die Apple Watch zieht ihn in die Berechnung mit ein.

Ich hatte das bereits im ersten Artikel als Problem bewertet. Wie genau die Kalorien jetzt im Rahmen der Integration berechnet werden, bleibt im Dunkeln. Zu vermuten ist, dass die Daten ausschließlich von Bosch kommen und daher grds. ungenau sind. Die Anzeige der Durchschnittsgeschwindigkeit bei der Fahrt auf der Aschauer Skipiste ist ebenfalls unterschiedlich (13,6 vs 10,6 km/h). Zudem zeigt eBike-Connect eine Fahrtdauer von 34 Minuten an, Apple Health für die gleiche Fahrt 44 Minuten, als 1o Minuten mehr. Die Kilometerlänge ist jedoch bei beiden Fahrten gleich: Nämlich 7,84 km. Auf gut Deutsch: Die Angaben scheinen nach wie vor wenig aussagekräftig – egal ob bei Apple oder Bosch im einzelnen oder auch in ihrer Kombination.

Was also nutzt der Übertrag der Daten, wenn sie nicht stimmen?

Worin auch immer der Grund liegt, dass die Daten offenbar selbst dann voneinander abweichen, wenn ein und die gleiche Tour in Apple-Fitness und eBike-Connect angezeigt wird, das Ergebnis bleibt das Gleiche: Wirklich schlauer oder gar gesünder wird man durch das Update und den Datenimport leider nicht! Frei nach dem Motto „Shit in shit out!“

Links die Fahrt am 10.6. in der Apple-Health-App. Rechts die gleiche Fahrt in der eBike-Connect App. Da die Daten links aus eBike-Connect stammen, müßten sie in einer idealen Welt identisch sein. Sind sie aber nicht! Sowohl die Fahrtzeit als auch die Durchschnittgeschwindigkeit weichen voneinander ab. Sehr irritierend! Beide Faktoren sollten bei der Berechnung des Kalorienverbrauchs eine potenzielle Rolle spielen.

Das vorangegangene Beispiel zeigt: Die Integration von eBike-Connect-Daten in die Apple-Fitness-App ist mit Vorsicht zu genießen. Es gibt sicherlich den Vorteil der besseren Usability beim Starten und Beenden der Fahrt, aber ob und wie weit die Daten am Ende wirklich aussagekräftig sind, bleibt nach wie vor unklar. Hier würde es helfen, wenn nicht nur Daten von A nach B verschoben werden, sondern wenn künftig auch die Vor- und Nachteile der beiden Berechnungsmethoden ausgeglichen würden:

  • Fitnessdaten mit Motor-Berücksichtigung, aber ohne Herzfrequenz bei eBike-Connect.
  • Fitnessdaten mit Herzfrequenz, aber ohne Motor-Berücksichtigung bei Apple-Fitness.

2. Integration in die Apple-Health-App:

Vorab: Insofern sei auch der Wert der gleichen ungenauen Daten in der Apple-Health-App angezweifelt! Doch zunächst zur Frage, wie man diese Daten erhält … Man erreicht die Liste aller erfassten Fahrten durch den Klick auf

  1. Alle Gesundheitsdaten anzeigen (Homescreen von Apple Health), dann
  2. Trainings anzeigen und dann
  3. alle Daten anzeigen (weiter unten)

Nun erscheinen alle Fahrten mit Logo untereinander. Es werden nun je Fahrt die Daten der Apple-Fitness-App angezeigt. Der Vorteil der Apple-Health-App ist, dass sie die Daten insgesamt integriert und so zu einer Art „Single-Source of Truth“ wird.

Die Apple-Health-App bereitet die gleiche Information visuell anders auf und liefert z.T. auch andere Auswertungsanalysen. Ob und wieweit diese von Relevanz sind muss jeder selbst entscheiden. Sicher ist: Der Vorteil der einfacheren Integration ist auch hier gegeben.

3. Fazit: Licht und Schatten!

Man kann ganz objektiv feststellen, dass die Integration von eBike-Connect sowohl für die Apple-Fitness-App als auch die Apple-Health-App ein deutlicher Komfort-Vorteil ist: Start und Ende müssen nicht mehr (wie bisher) manuell erfolgen. Wer mit Handschuhen fährt, weiß dass das ein echter Painpoint sein kann. Auch wer ohne Handschuhe fährt, muss hier immer genau manuell prüfen, wann was erfolgt oder nicht erfolgt.

Was nach wie vor fraglich ist, ist die Aussagefähigkeit der Daten soweit sie aus eBike-Connenct kommen. Das gilt insbesondere für den Kalorienverbrauch, der zwar die Motorleistung mit berücksichtigt, aber die anderen Faktoren wie Herzfrequenz außer Acht läßt. Die integrierten Daten liefern daher meiner Meinung nach auch nur einen sehr groben Wert im Hinblick auf die Fitness – zumal bei vielen Fahrten die technische Integration nicht richtig zu funktionieren scheint: Es werden dann bei den Trainings z.B. keine Herzfrequenzdiagramme angezeigt, wohl aber eine Herzfrequenzdurchschnitt. Das Ganze funktioniert (zumindest bei mir) aktuell nur mittelmäßig zuverlässig.

Ebenfalls deutlich optimierungsfähig ist m.E. die Dokumentation der Integration – hier ist bislang kaum etwas auf den offiziellen Bosch-Seiten zu finden. Das geht m.E. gar nicht!

Insgesamt vergebe ich daher nur 3 von 5 Sternen!

Man darf gespannt sein, wie sich die Integration in Zukunft weiterentwickelt. Mir wäre es ja nach wie vor am liebsten, wenn man Daten von Apple-Health in das eBike-Connect-Portal übertragen könnte, damit man dort auf dem Desktoprechner mit viel größerer Auflösung Wechselwirkungen von Herzfrequenz und Leistung auf der Zeitachse analysieren könnte. Schaun wir mal, ob das irgendwann erfolgt!

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