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Was macht man mit zu vielen Steinpilzen?

Es ist ein Luxusproblem – aber eines, das ich ernst nehme: Wenn man zuviele Steinpilze hat, dann sollte man sie verschenken. Das tat ich heute. Mit meinem E-Bike und den Pilzen fuhr ich zum erfreuten Empfänger.

Erlebnisse und Learnings

Wie fange ich die Geschichte am besten an? Heute waren Micha und ich einen Kaffee in Aschau trinken. Ich fuhr mit dem E-Bike, sie aufgrund ihrer MS mit dem Auto. Dabei kamen wir mit dem sehr netten Betreiber des Lokals, dessen Name hier nicht genannt wird, kurz ins Gespräch. Er erwähnte beiläufig, dass es die nächsten Tage am abends Steinpilze geben werde. Da wurde ich hellhörig. Allerdings nicht deshalb, weil ich unheimlichen Bock auf Steinpilz-Gerichte hätte – ich habe aktuell eher das umgekehrte Problem: Ich habe zuviele in den letzten Wochen gefunden und gegessen. Weder Micha noch meine Tochter vertragen sie (obwohl sie ihnen sehr lecker schmecken). Nur unser Schwiegersohn ißt sie ebenso gerne wie ich.

Um damit zurück zur Geschichte zu kommen: Sofort überlegt ich, ob er nicht Interesse an meinen vor vier Tagen eingefrorenen Steinpilze hätte. Ja, der Koch hatte Interesse. Also radelte ich flux zurück nach Hause, um dort die eingefrorenen Exemplare (alle 1a) in den Fahrradkorb zu tun und dann wieder zurück zum Lokal zu fahren. Beim Abgeben scherzelte ich noch, dass ich gleich nochmal in die Pilze gehen würde. Und sollte ich heut noch ganz frische Steinpilze finden, würde ich auch wieder welche vorbeibringen.

Eine Win-Win-Konstellation, denn ich fand sie tatsächlich. Doch wo ist der Vorteil für mich, wenn ich über 1 kg Steinpilze verschenke?

  • Ich bin eher Sammler als Esser von Steinpilzen. Anders formuliert: Soviele Steinpilze wie ich finde, kann ich gar nicht essen und auch nicht meinem Schwiegersohn schenken.
  • Daher habe ich Verzicht gelernt: Wenn ich die Pilze nicht selbst essen kann, pfücke ich sie auch nicht. Früher war das anders, denn da wollte ich (komme was wolle) mit möglichst vielen Pilzen nachhause kommen. Doch selbst wenn ich sie trocknete oder einfror oder aß: Richtig glücklich war ich mit der Lösung nicht. Manchmal blutet mein Herz, weil ich weiß, dass sie ein anderer finden und pflücken wird.
  • Ist das Pflücken allerdings wie heute eine Art Auftrag für jemand anders, dann macht es natürlich sehr viel Spaß, möglichst viele Pilze zu finden und einzusammeln.
  • In diesem Sinne ging ich dann mittags nochmal auf die Jagd! Und ich fand ordentlich Steinpilze. Also sammelte ich alles ein, was ich fand.

Abschließend noch ein Satz zur Psychologie des Pilzesuchens: Es geht im Kern darum, die Umwelt richtig zu deuten – und dann im Falle richtiger Deutung auf die kleinsten Indizien und Pilz-Muster zu achten. Im Hinblick auf die Deutung gilt es z.B. Basiswissen zu haben: Welche Pilze sind grds. essbar, welche nicht. Dann muss man ihre Biotopansprüche und die richtigen Wetterverhältnisse kennen. Schließlich muss man dann vor Ort ein wachsames Auge haben, das z.T. auch auf größere Distanz kleinste Nuancen als potenziellen Pilz erkennt. Nichts anderes habe ich heute mit Erfolg getan – hat Spaß gemacht! Auch das Verschenken, denn nun sind die Pilze in den guten Händen eines Kochs, der vermutlich das Beste daraus macht.

Oben: Gefrorene Steinpilze – man erkennt sie sogar, wenn man genau hinschaut. Unten: Die frischen Steinpilze von heute.

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