Ein Bisserl stolz bin ich schon: Heute bin ich noch einmal nach Innerwald, weil ich es diesmal bis ganz nach oben schaffen wollte. Den besonders steilen Abschnitt mit rund 50% Steigung habe ich heute geknackt.
Sehr starke Steigung; Datum: 2. April 2021; Distanz: 17,73 km; Fahrtzeit: 57 min ; Akku (Start/Ende): 100/71% ; E-Bike: KTML LFC 271; Motor: Performance CX/85 NM; Display: Bosch Nyon
Schwierigkeit*: 6 von 5 Sternen
Erlebnisse & Learnings
Gestern noch dachte ich: Der obere, besonders steile Teil der Strecke oberhalb von Innerwald ist mit dem KTM 271 LFC wohl nicht zu schaffen – zumindest nicht von mir. Heute bin ich trotzdem nochmal los. Mit Kaffee und Kuchen gestärkt, setzte ich mich mittags auf mein E-Bike. Gemütlich fuhr ich bis Innerwald. Diesmal ohne irgendwelche „Experimente“. Zwischendurch kam mir noch eine Idee: Wenn ich den Lenker ein wenig nach unten stelle, dann würde ich noch mehr Gewicht nach vorne verlagern können. Dadurch würde das Vorderrad weniger abheben.
Ich hatte auch Werkzeug dabei. Beim Versuch, den Lenker kurz vor Innerwald nach unten zu verstellen, stellte ich allerdings fest: Die Schrauben wurden äußerst fest gezurrt. Mit meinem Mini-Multiset waren die Schrauben nicht einen Millimeter zu bewegen. Also doch mit „hohem“ Lenker den Berg hinauf.
Im ersten Anlauf: Erneut hängengeblieben!
Nachdem ich den ersten – ebenfalls ziemlich steilen – etwa 300m langen Anfang der Strecke vergleichsweise reibungslos hoch gefahren bin, war ich kurz vor dem besonders steilen Stück schon recht gut außer Puste. Trotzdem mobilisierte ich nochmal alle Kräfte, um den Weg, so wie gestern, erst links, dann rechts hoch zu fahren. Naja, das klappte auch nicht besser als am Tag davor. Nach 20m war Schluss. Also umkehren und verschnaufen.
Dann montierte ich alles ab, was ich dabei hatte. Insbesondere meine Racktime Odin Fahrradtasche. Die hat mit allem Drum und Dran, das ich stets dabei habe, gut 2-3 kg Gewicht. Außerdem zog ich meine Windjacke aus. Schließlich krämpelte ich noch demonstrativ die Ärmel hoch. Dann ging ich die Strecke noch einmal zu Fuß ab und studierte jeden Zentimeter. Dabei fiel mir auf, dass es wichtig ist, nicht die Spur zu wechseln, denn genau dabei war ich fast jedes Mal hängen geblieben. Also machte ich mich auf, den rechten Teil des Weges so gut wie möglich von Steinen, Ästen und Zapfen zu befreien. Das dauerte einige Zeit, klappte aber schließlich ganz gut.
Die Aufzeichnung belegt: Die Steigung wurde ohne Absetzen geschafft! Der Abschnitt ab den 400 Watt Leistungsentfaltung bis zum Gipfel ging es ununterbrochen bergauf. Das zeigt sich im direkten Vergleich mit dem zweiten Bild (der durchgängigen Trittfrequenz vom kleinen „Hubbel“ bis zum Gipfel).
Im zweiten Anlauf: Tatsächlich geschafft!
Nach der Reinigungsaktion setzte ich mich nochmal kurz hin und ruhte mich aus. Ich wartete auf den Moment, wo meine innere Stimme sagt: „Jetzt!“ Der Moment kam nach wenigen Minuten. Ich fühlte mich irgendwie gut – vielleicht würde es ja jetzt klappen, wenn ich nur auf der rechten Spur fahre, die nun vergleichsweise frei von Geröll war. Noch vor dem Start justierte ich das E-Bike in verschiedenen Winkeln zur Steigung, denn die Strecke ist vom allerersten Moment an steil, d.h. etwa 20-25% Steigung ab dem ersten Drehen der Pedalen. Der Quickstart erfolgt zudem „nur“ mit Schwalbe Smart Sam Reifen, die für richtig groben und losen Untergrund wie hier kaum optimiert sind.
Die Kamera ließ ich – ein wenig abergläubisch – diesmal bewußt aus. Ich wußte ja, dass die Bosch Nyon alles genau aufzeichnen würde. Und dann ging es los: Anders als gestern begann ich auf den ersten Metern gleich mit über 115 UpM und 13km/h. Die dabei entfaltete Kraft lag bei knapp 400 Watt. Dann ging es mit 80-95 UpM und 8-10km/h die nächsten 20-25m weiter. Hier – am steilsten Abschnitt – lag die Kraftentfaltung „nur“ bei etwa 300-350 Watt. Trotzdem ging es ununterbrochen weiter. Der Trick liegt dabei nicht allein in der Leistung, sondern in der ruhigen, stetigen Fahrweise bei einer – zugegeben – wenig natürlichen Körperhaltung.
Juhu!!! Mit maximaler Verlagerung des Gewichts auf den Lenker und relativer Geradeausfahrt meisterte ich nun endlich das besonders steile Stück, an dem ich gestern x-Mal gescheitert bin. Ohne Unterbrechung fuhr ich dann noch hoch motiviert die nächsten 300m weiter bergauf. Die sind zwar nicht so steil (ca. 25-35%), dafür ist der Boden sehr steinig. Eine unangenehme Strecke, denn es geht links vom etwa 2,5 m breiten Weg steil den Berg hinunter und rechts genauso steil bergauf.
Oben angekommen drehte ich kurz um und fuhr die gleiche Strecke wieder bergab – was auch nicht zu unterschätzen ist, denn auf losem Geröll gerät man schnell ins Rutschen. Wie auch immer: Am Startpunkt angekommen stieß ich mit aller Kraft ein „Yes, I did it“ aus (was ich sonst fast nie mache). Einen kurzen Moment überlegte ich: „Soll ich es nochmal probieren?“ Nein! Geschafft ist geschafft. Nur darum ging es heute. Ich packte mein Racktime Odin Bag wieder auf das E-Bike, zog meine Windjacke an und radelte gemütlich nach Aschau zurück.
* Achtung: Die Auf- und Abfahrt auf dieser Strecke ist nur geübten E-Bikern zu empfehlen!
Bei etwas kühleren Temperaturen als gestern versuchte ich mich heute wieder an der 50%-Challenge. Diesmal im zweiten Anlauf mit Erfolg! Das Victory-V ist zwar normalerweise gar nicht meine Art – aber heute fand ich es in Anbetracht der Leistung irgendwie angemessen.