HomeE-BIKEWas tun, wenn die Bremskraft nachläßt?

Was tun, wenn die Bremskraft nachläßt?

Bei meiner Hinterradbremse läßt immer wieder mal die Bremskraft nach. Nicht selten nach einer längeren Tour, bei der ich bergab die Bremsen stärker strapaziert habe. Der Grund ist dann oft zuviel Luft in den Bremsschläuchen bzw. zu wenig Hydraulik-Öl. Anbei ein kurzer Workaround zur Problemlösung.

Ein immer wieder aufs Neue erscheinendes Phänomen

Im Febraur 2021, gut vier Monate, nachdem ich mein eigenes E-Bike erworben habe (davor nutzte ich das meiner Schwester), tauchte das Problem erstmals auf: Die Bremskraft meiner Hinterradbremse ließ innerhalb kurzer Zeit deutlich nach. Der erste Verdacht fiel zu recht auf die Bremsbeläge, die ich recht unproblematisch austauschte. Damit war das Problem aber noch nicht behoben. Es mußte einen zusätzlichen Grund geben: Fehlendes Hydrauliköl bzw. zuviel Luft in den Bremsschläuchen schnell als mögliche Ursache entdeckt.

Damals war ich noch „E-Bike-Anfänger“ suchte ich mein Heil in der Entlüftung der Bremsen, weshalb ich mir auch ein entsprechendes Set von Magura kaufte, das aus zwei Spritzen, Schläuchen und einem Fläschchen blauem Hydrauliköl bestand. Meine Erfahrungen mit dem Set waren nicht sonderlich positiv, weshalb ich diesen Artikel schrieb. Der Tenor: Bremsbeläge wechseln? Ja! Bremsen entlüften? Nein!

Nun tauchte das Problem im Laufe der letzten drei Jahre natürlich trotzdem immer wieder aufs Neue auf: Die Bremskraft ließ nach – und zwar nicht deshalb, weil die Bremsbeläge Schuld sind, sondern der Inhalt der Bremsschläuche. Gleichzeitig wollte ich aber auch die im Artikel beschriebene Prozedur mit den beiden Schläuchen nicht nochmal wiederholen. Daher entwickelte sich eine alternative Methode, die ich nachfolgend beschreiben möchte. Der Grund: Heute, gut 2,5 Monate nach der letzten „Füllung“ der Bremsschläuche und dem hier beschriebenen Wechsel einer Dichtung ließ die Bremskraft wieder stark nach. Es galt zu handeln!

Mit einer Spritze Nachfüllen anstatt mit zwei Spritzen entlüften

Die hier beschriebene Methode ist einfach, aber effektiv! Von dem Set von Magura benötige ich dabei nur eine Spritze und das Öl. Die zweite Spritze und die Schläuche nutze ich nicht mehr. Das, wie im oben verlinkten Artikel beschrieben, war Anfang 2021 einfach eine zu große Sauerei! Die seit dieser Zeit mehrfach angewendete Lösung liegt schlicht darin, etwas Öl mit der Spritze nachzufüllen. Und das klappt wirklich gut, wie die folgende Anleitung zeigt. Dabei hat sich das Öl von Magura als sehr gut verträglich mit der Tektro HD M750 Bremsanlage meines KTM 271 herausgestellt.

Bevor ich die eigentliche Anleitung beschreibe noch ein Wort zur möglichen Ursache der stets aufs Neue nachlassenden Füllung mit Hydraulik-Öl bzw. der Zunahme von Luft, was den Druckpunkt der Bremse negativ verändert. Zu diesem Thema findet man im Internet unglaublich viele z.T. kontroverse „Expertendiskussionen“. Neben potenziellen Undichtigkeiten scheint mir bei mir eine Ursache besonders plausibel, die auch bei Shimano und verschiedenen anderen Herstellern genannt wird: Überhitzung. Dies kommt bei mir gerade bei längeren Bergabfahrten durchaus vor – zumal ich eben nicht so der Speed-Junky bin und (mittlerweile nach vielen Stürzen und Brüchen) lieber langsamer und konktrollierter den Berg hinunter fahre. Insofern ist die hier beschriebene Methode die adäquate Antwort auf die angepaßte, bremsintensive Fahrweise.

Nachfolgend die Schritte der „kleinen Lösung“:

Hier sieht man gut die Öffnung für das Öl am Bremshebel der Tektro HD M750. Diese gilt es zu allererst abzuschrauben.

Für diesen Zweck und für unzählige andere potenzielle Zwischenfälle habe ich allerlei Werkzeug in meiner KTM Trunk Bag. Darunter auch einen Torx-Dreher als auch das Öl und eine Spritze des Magura-Sets. Man weiß ja nie, ob man es unterwegs mal dringend benötigt. Links am Rand übrigens auch mein „handgefertigerter Glücksengel“, der mich oft mit auf Fahrten begleitet.

Mit dem Torx-Dreher wird die Verschlussschraube abgedreht. Dabei ist vor allem darauf zu achten, dass die Dichtung nicht aus Versehen beschädigt wird oder verloren geht.

Daher justiere ich den Dichtungsring unverzüglich nach dem Abschrauben neu am Kopf der Schraube, damit beides zusammen wieder optimal dichten kann. Schraube mit Ring lege ich dann zur Seite.

Nach dem Abdrehen sieht man schon sehr gut, dass so viel Luft in der Bremse ist, dass gar kein Öl an der Oberfläche mehr vorhanden ist. Es besteht erkennbarer Handlungsbedarf – obwohl die Bremse nach wie vor funktioniert ist der Druckpunkt nicht mehr optimal. Also selbst mit Luft kann man noch eine Weile Bremsen.

Wie erwähnt: Jetzt hole ich aus der Trunk Bag sowohl die Flasche mit dem Öl als auch die Spritze. Und ich mache einfach den Deckel ab und schütte ein bis zum oberen Rand des Deckels Öl hinein. Das hier beschriebene „Verfahren“ kann ich auch exakt so unterwegs anwenden.

Mit der Spritze ziehe ich jetzt ganz einfach das Öl in dem Deckel ab und fülle so die Spritze mit etwas Öl. Evtl. muss dieser Vorgang mehrfach durchgeführt werden, je nachdem, wie viel Öl man nachfüllen muss.

Nun spritze ich das Öl ganz einfach in die Öffnung, so lange, bis oben das Öl hinausfließt. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass der Lenker zuvor in eine möglichst waagerechte Position gebracht wird, als nicht „schief“ steht, denn dann ist das Ganze nicht adäquat umsetzbar.

Jetzt sieht man gut, dass der gesamt Bremsschlauch wieder im wahrsten Sinne des Wortes randvoll ist. Möglicherweise verbleibt auch jetzt noch etwas Luft im Schlauch – das ist sogar fast immer der Fall. Aber sobald die Flüssigkeit den oberen Rand überschreitet ist zumindest bei mir wieder 200% Druck auf der Leitung. Sollte noch zuviel Öl in der Spritze oder dem Deckel überbleiben, fülle ich dieses zurück in die Flasche.

Nun schraube ich das Ganze wieder zu. Und wie man sieht, verbleibt jetzt auch noch ein Rest Öl auf dem Verschluss. Aber das ist kein Problem. Wenn ich das E-Bike nun wieder nutze, kommt es anfangs immer wieder zur Notwengidkeit des „Pumpens“. Das mache ich vier-/fünfmal, dann geht es los. Solange, bis ich das Ganze wieder nach etwa drei Monaten in ähnlicher Form wiederhole.

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