Wie kam es zu einem E-Bike-Unfall mit Schlüsselbein- und Rippen-Bruch? Eine forensische Analyse des Unfallorts zeigt: Die Gefahr lauert oft an den unauffälligsten Stellen.
Um mit den Folgen zu beginnen
Am 1. Juli machte ich nach dem Abendessen einen schönen Ausflug zur Hofbauernalm. Auf der Rückfahrt kam es zu einem völlig überraschenden Unfall. Nicht downhill am Berg, sondern in einer Kurve in der Ebene am Ende der Abfahrt. Die Folge war ein Schlüsselbeinbruch, ein Rippenbruch sowie eine heftige Prellung des rechten Oberschenkels. Diesen Artikel schreibe ich fünf Tage später im Krankenhaus, wenige Stunden vor der Operation, um zu analysieren wie es zu dem Unfall gekommen ist bzw. wie ich ähnlich überraschende Unfälle künftig vermeiden kann.
Wo beginnt man bei so einer Analyse?
- Zuerst mit dem Rückblick auf die gesamte Tour
- Es folgt die Dokumentation des Unfallsortes und des -ablaufs
- Abschließend die Analyse kombiniert mit einem Blick nach vorn.
Die Gesamtstrecke und der Unfallort – aufgezeichnet mit eBike-connect. Derartige Aufzeichnungen sind sehr hilfreich bei der Analyse des Unfallgeschehens.
Das folgende Video zeigt die Strecke von der Hofbauernalm bergab Richtung Hainberg. Man kann unschwer erkennen, dass die Strecke ins Tal für ungeübte Fahrer*innen nicht ideal ist. Ironie, dass der Unfall erst am allerletzten Ende der Strecke auf Asphalt erfolgt ist, als es mutmaßlich „ungefährlich“ erscheint.
Der Unfallhergang
Auf Basis der Aufzeichnungen mit eBike-Connect und einer fotografischen „Tatortbegehung“ am Tag danach läßt sich gut rekonstruieren, wie es zum Unfall kam bzw. wie er ablief:
- Vom Klausgraben kommend fuhr ich mit ca. 22 km/h auf die kleine Brücke zu.
- Kurz vor der Brücke wechselt der Bodenbelag von Schotter auf Asphalt.
- In der Mitte der Strecke erkennt man eine kleine Kiesfläche bzw. eine kleine „Sandbank“.
- Mitten durch diese kleine Kiesfläche zieht sich die Radspur, die etwa ab der Hälfte nach links ausbricht.
- Im Gegenzug fiel das E-Bike abrupt auf die rechte Seite.
- Ich landete „breitseits“ auf der gesamten rechten Körperhälfte.
- Aufschlagpunkte waren insbesondere der rechte Oberarm und der rechte Oberschenkel.
Geschützt war ich (wie immer) durch folgende Tools:
- Helm
- Rückenprotektor
- Protektor-Shorts
- zusätzlich Radhose
- Regenjacke
- Handschuhe
- Herniengurt
Trotz der Tools war der Aufprall so heftig, dass ein Schlüsselbeinbruch, ein Rippenbruch und eine starke Oberschenkelprellung erfolgten.
Die Unfallstelle einen Tag danach. Man erkennt noch deutlich die Radspur vor dem Ausbrechen und die nachfolgende Spur des ausgebrochenen Hinterrads. Die Fotos zeigen auch: In der Mitte ist eine kleine „Sandbank“. Man erkennt zudem: Der Boden war etwas feucht.
Analyse und Learnings
Rückblickend ist klar: Ich habe diese Stelle schlicht unterschätzt! Ein Grund dafür war mutmaßlich die gute Kenntnis der Strecke, denn wenn man sie gefühlt ein dutzend mal ohne Probleme durchfahren hat – warum sollte es diesmal anders sein? Anders war diesmal die Bodenbeschaffenheit: Die Kombination von Sand bzw. Kies und feuchtem Asphalt. Eine Kombination, die (wie ich jetzt noch besser weiß) so glatt ist wie Seife. Selbst ein grobes Reifenprofil wie das der Schwalbe Smart Sam Reifen ist diesem Boden nicht gewachsen.
Das wichtigste Learning für die Zukunft: Je besser man eine Strecke zu kennen glaubt, desto vorsichtiger sollte man sein, wenn sich die Strecke u.a. wegen besonderer Wetterbedingungen verändert zeigt. Ganz generell: Es gibt auch keine Routine! Man kennt einen Weg nicht wirklich, denn jede 20cm weiter links oder rechts sind eine „andere“ Strecke. Besonders wichtig: Der Wechsel von Kiesweg auf Asphalt ist gerade nicht das was man glaubt, es wird nicht sicherer, sondern unter bestimmten Voraussetzungen eher gefährlicher!
Nach dem Aufprall ist mir auch bewußter geworden, das Schulterprotektoren bzw. weitere Protektoren ein gutes Investment sind! Umgekehrt gehe ich davon aus, dass ich selbst mit den besten Protektoren den Unfall als solches nicht sicher ohne Verletzungen überstanden hätte, aber vermutlich mit geringerer Menge.
Wie auch immer: Aus Schaden wird man klug – hoffentlich!