HomeE-BIKEE-Bikes von TIER: Der Tragödie dritter Teil

E-Bikes von TIER: Der Tragödie dritter Teil

Ich nutze wieder ein TIER-E-Bike in Berlin … und erlebte erneut Pleiten, Pech und Pannen. Diesmal wurde es sogar gefährlich.

Vorab: Ich habe nichts gegen TIER!

Wenn ich nun noch einen dritten Artikel über die E-Bikes von TIER schreibe, und auch dieser neue Artikel nahezu ausnahmslos negative Infos enthält, dann könnte man annehmen, ich hätte etwas gegen TIER.

Nein! Im Gegenteil!

Ich bin in Berlin Mitte Junierneut mit einem TIER-E-Bike gefahren, weil ich nach einem anstrengenden Messetag auf dem Hauptstadtkongress einfach Bock auf eine E-Bike Tour hatte, und im Vorfeld erhoffte ich sogar, diesmal wieder mal was Positives schreiben zu können. TIER hat in Berlin auch einfach das best verfügbar Angebot. Leider, leider hatte ich auch diesmal wieder instinktiv eines der fehlerhaftesten, ja sogar gefährlichsten E-Bikes von TIER herausgepickt, die man in Berlin hätte ausleihen können – aber der Reihe nach! Am besten man schaut sich zuerst dieses Video an, das aus mehreren kurzen Videos besteht, die ich während dieses Abenteuers aufgenommen habe.

Start nahe Stuttgarter Platz

Da ich in einem Hotel nahe dem Stuttgarter Platz in Charlottenburg unterkam, erfolgte der Start in der Gervinusstraße auf Höhe der Nr. 14. Das TIER-E-Bike mit der Nummer 612900 stand fahrbereit am Straßenrand. Der Akku zeigt an, dass ich damit locker bis zu meinem Ziel, dem Schiffbauer-Damm, nahe dem Bahnhof Friedrichstraße würde fahren können:

  • Reichweitenanzeige: 45 km
  • Entfernung laut google-maps: 7,4 km
  • Fahrtzeit laut google mit E-Bike ca. 20 min.

Ich checkte um 18.26 Uhr ein – was diesmal ohne Probleme klappte. Ich startete das E-Bike und schon nach 200m erlebte ich einen ersten Schreckmoment!

Die Pedalen drehen sich weiter

Ich fuhr durch die Krumme-Straße am Mediamarkt vorbei, quasi am Anfang bzw. dem Ende des Bahnhofs Charlottenburg (je nach Fahrtrichtung). Die Ampel an der Kreuzung zur Wilmersdorfer Straße wechselte auf rot als ich etwa 20m vor der Ampel in Richtung Kantstraße fuhr. Ich bremste langsam, konnte aber die Geschwindigkeit nicht deutlich verringern, denn trotz Leerlauf & Bremsen trieb der Motor das E-Bike weiter fleißig an.

Doch damit nicht genug! Der Motor drehte auch noch die Pedalen weiter! What???? Was war das denn: Statt zu bremsen fuhr ich folglich immer näher auf die rote Ampel zu, an der schon die Fußgänger losgingen, und ich: Ich kämpfte damit, meine Füße aus den Pedalen raus zu bekommen, da sie von den Pedalen „mitbewegt“ wurden. Das wiederum ist sehr unangenehm, denn in so einer Situation hilft nur eins: „Beine breit und mit aller Macht bremsen!“ Im Notfall hätte ich vom E-Bike sogar abspringen müssen, um es gewaltsam anzuhalten. Gott sei Dank reichte meine maximale Handbremsung aus, um diesen störrischen Esel zum Anhalten zu zwingen.

Kaum hatte ich mit angezogener Handbremse angehalten und die Füße auf den Boden gestellt, bemerkte ich, dass sich Nummer 612900 wieder ungefragt von der Stelle bewegen wollte. Dabei haute es mir eine der Pedalen von hinten in die Waden, was zwar (Achtung Wortspiel) kein Beinbruch war, aber angenehm war es sicherlich auch nicht. Zur Dokumentation nahm ich noch während des Stehens ein erstes kurzes Video auf.

Der Höhepunkt des Wahnsinns am Breitscheidplatz

Zunächst hielt ich das Erlebte für einen unglücklichen Zufall. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich meinerseits evtl. etwas übersehen hätte. Daher fuhr ich weiter Richtung Kantstraße – wo zwischendurch auch noch 1-2x das gleiche passierte (jedoch weniger stark). Das Problem schien dann einige Zeit lang gelöst. Als ich dann aber kurz vor dem Bikinihaus am Breitscheidplatz wieder wegen einer roten Ampel anhalten mußte, wurde Nummer 612900 so richtig rabiat, bockig und aggressiv. Es versuchte unentwegt, die Pedalen zu drehen und das E-Bike anzutreiben. Ich hielt mit den Handbremsen und beiden Füßen am Boden voll dagegen: „Du oder ich!“ hieß es hier. Ich setzte mich durch – und nachdem die Ampel erneut auf rot umgeschaltet hatte, beruhigte sich der Drahtesel wieder – was für ein passendes Wort!

Dazu nahm ich ein weiteres Video auf. Ich war kurz davor, Nummer 612900 abzuschalten, weil mir das Teil gefährlich erschien. Aber: Irgendwie bin ich ja auch abenteuerlustig – und ich hatte Zeitdruck. Folglich fuhr ich weiter. Allerdings nur wenige hundert Meter, denn an der Ecke Budapester/Nürnberger Straße blinkte das E-Bike rot. Es signalisierte: Ich habe keinen Bock mehr! An dieser Stelle, um 18.42 Uhr (= Uhrzeit des Videos auf dem iPhone) wurde offenbar auch die Buchung der Reise abgebrochen, was ich allerdings erst im Nachhinein bemerkte.

Dann Stromausfall – oder so ähnlich?!

Witziger Weise wechselte die Farbe des Displays noch am gleichen Platz wieder auf grün – allerdings ohne Strom zu liefern. Daher fuhr ich weiter mit dem E-Bike, wenn auch ohne Strom. Das geht, ist aber aufgrund des Gewichts der TIER-E-Bikes nur bedingt ein Vergnügen.

Nun hatte ich schon ziemlich viel Zeit verloren – eigentlich hätte ich schon am Ziel sein müssen. Nun stand ich irgendwo im nirgendwo, und die Zeit bis zu meiner Verabredung um 19 Uhr mit meinem geschätzten Ex-Kollegen Dominic war mittlerweile auf 12 Minuten reduziert. Also radelte ich weiter. Ohne Strom, so wie es schien, als auf Höhe des Holocaust-Denkmals unerwartet die Pedalen ihr selbständiges Unwesen trieben und mich Nummer 612900 um ein Haar mit Spaziergängern hätte kollidieren lassen, die zwischen geparkten Autos auf den Fahrradweg liefen – natürlich ohne sich umzuschauen …

Ich kam schließlich exakt um 19 Uhr am Schiffsbauerdamm an und stellte das Fahrrad unter die Brücke und meldete es ab. TIER war noch so freundlich, mich aufzufordern, ein Bild von dem E-Bike zu machen, um nachzuweisen, dass ich es ordnungsgemäß geparkt hätte. Hab ich gemacht! Der letzte Screen zeigte mir dann an, dass noch Strom für 33km im Akku wäre … kein Kommentar!

Gesamtfazit: Vorsicht!

Nun zur Gesamtbeurteilung dieser und aller anderen Fahrten im April, Mai und Juni mit einem TIER-E-Bike:

  • TIER hat wirklich eine gute flächendeckende Versorgung mit E-Bikes in Berlin ermöglicht.
  • Die E-Bikes selbst sind auch durchaus gut verarbeitet und grds. wertig gebaut.
  • Der Preis ist kein Schnäppchen, aber m.E. grds. ok – niemand wird gezwungen, ihn zu bezahlen.
  • Wer aber bezahlt, hat Anspruch auf ein gut funktionierendes Zusammenspiel von E-Bike und App.

Wenn nun tatsächlich auf tatsächlich jeder der Fahrten etwas nicht funktioniert und man sogar mit den E-Bikes von TIER Gefahr läuft, unverschuldete Unfälle zu bauen, dann ist das bedenklich! Es spricht vor allem für unzureichende Pflege bzw. Wartung der Räder. Das ist sicherlich nachvollziehbar, denn es ist logistisch keine einfach zu lösende Aufgabe bei so vielen über Berlin verstreuten E-Bikes.

Aber: Man sollte sich als Entleiher*In bewußt sein, dass man mit den TIER-E-Bikes in gefährliche Situationen geraten kann, die mutmaßlich auf unzureichender Wartung beruhen!

Ich bin mir mittlerweile dessen bewußt – und ich scheue auch in den Bergen keine Risiken, wenn ich z.B. schwarze Skipisten bergauf oder bergab fahre! Insofern schließe ich auch nicht aus, dass ich mir auch in Zukunft wieder mal ein TIER-E-Bike ausleihen werde. Vielleicht sogar mal in München oder wo auch immer.

Wenn ich das tun sollte, dann tatsächlich in der Hoffnung mal was Positives darüber schreiben zu können, denn ein guter E-Bike-Verleih ist eigentlich eine coole Sache!

Die Fotos und selbst die Videos geben kaum wieder, wie es sich anfühlt, wenn sie der Motor und die Pedalen ohne Aufforderung in Gang setzen. Dabei kann man sich ordentlich die Waden verletzen – es kann einen sogar komplett umhauen. Gerne hätte ich das Phänomen auch aufgenommen, dann hätte aber eine Handbremse gelockert werden müssen, um das iPhone zu halten. Das wäre gefährlich geworden. Daher filmte ich immer erst, nachdem sich Nr. 612900 beruhigt hat.

Über Doktor E-Bike

Klicke auf das Bild, um mehr über die Ziele und die ungewöhnliche Geschichte von Doktor eBike zu erfahren.

About
schließen