Im Laufe von zwei Jahren bin ich nicht nur x-mal gestürzt. Ich habe mir mehrere Brüche am Schlüsselbein und den Rippen zugezogen. Trotzdem oder gerade deshalb: Weiter so!
Krank vs. gesund durch das E-Bike
Seit gestern liege ich mit irgendeinem unbekannten Virus im Bett. Aus langer Weile prüfte ich daher mal wieder meine Google-Analytics-Zahlen. Dabei stieß ich auf Artikel, die ich schon fast wieder vergessen hatte, z.B. „vier Stürze und ein Fehlalarm“ oder „Also doch: Erneuter Rippenbruch“ oder mein Liebling: „Analyse eines E-Bike-Unfalls mit Schlüsselbein und Rippenbruch.“ Wenn ich richtig gezählt habe, bin ich im Verlauf von zwei Jahren über 10x heftig mit dem E-Bike gestürzt. Dabei floss mehrfach Blut an Kopf, Händen und Beinen, zweimal gabs gebrochene Rippen und zur Krönung auch einen komplizierten Schlüsselbeinbruch, dessen Folgen dank eines kunstvoll verschraubten „dog-bone-Buttons“ bis an mein Lebensende im negativen Sinne erhalten bleiben werden.
Meine statistische Prognose im Hinblick auf Unfälle und Knochenbrüche ist demzufolge für die nächsten zwei Jahre nicht uneingeschränkt positiv. Vor allem vor dem Hintergrund, dass ich nicht vorhabe, meinen Fahrstil zu ändern. Ich werde also auch weiterhin regelmäßig kleine, mittlere und größere Risiken wagen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen wird, dass sich die zuvor skizzierte „Schadenstatistik“ ähnlich fortsetzen wird.
Macht Schaden wirklich klug? Ja!
„Hmmmm“ könnte man fragen: „Wer ist denn so blöd, in Anbetracht eigener schmerzhafter Erfahrungen und der bekannt hohen Unfallzahlen mit einem E-Bike sein Verhalten nicht zu verändern?“
Kurze Antwort: „Ich!“ Und dafür gibt es gleich haufenweise mehr oder weniger gute Argumente. Insbesondere solche, die man dann, wenn man mit einem Virus im Bett liegt, mit ausreichend Zeit überlegen und kritisch hinterfragen kann. Dazu muss ich gleich hinterherschicken, dass ich das E-Bike vom allerersten Moment an im Hinblick auf potenzielle und motorbedingte Gefahren äußerst ernst genommen habe und auch weiterhin ernst nehmen werde!
Damit zu den Gründen selbst:
- Die Unfallstatistiken mit E-Bikes sind in der Tat im Vergleich recht hoch. Das gilt aber interessanter Weise für alle Arten der Nutzung, also nicht nur für Offroad-Freunde wie mich.
- Die Tatsache, dass E-Bike-Unfälle zunehmen, liegt u.a. daran, dass auch deren Nutzung signifikant zugenommen hat, während die Nutzung „normaler“ Fahrräder im Vergleich abgenommen hat. Insofern ist auch hier aktuell nur bedingt von einer Zunahme, sondern vor allem von einer Verschiebung auszugehen.
- Letzteres kann ich für mich uneingeschränkt bestätigen: Mit meinem alten KTM ohne Motor bin ich keine 500 Kilometer im Jahr gefahren. Jetzt mit E-Bike sind es mehrere tausend Kilometer im Jahr. Hinzu kommt, dass ich nun überhaupt erst offroad fahre, was ich früher kaum getan habe.
- Am wichtigsten: Die meisten meiner Unfälle passierten ohne direkten Zusammenhang mit der Motor-Nutzung, sondern schlicht aus der Verkettung ungünstiger Umstände, die mit einem „normalen“ Rad genauso zu einem Unfall hätten führen können.
Die bei weitem größte Unfallgefahr, so meine persönliche Erfahrung, lauert mit oder ohne E-Bike meist dort, wo man an nichts böses denkt! Insofern finde ich das Beispiel des ehemaligen Box-Weltmeisters Sven Ottke bemerkenswert, der vor Jahren in einem Interview sagte, dass er sich während all seiner Boxkämpfe nicht einmal die Rippe gebrochen hat. Dies erfolgte dann ausgerechnet beim Golfen. Hallo: Beim Golfen!? Also dann, wenn man überhaupt nicht damit rechnet.
So gesehen sind nahezu all meine Verletzungen im Zusammenhang mit dem E-Bike tatsächlich nicht durch das E-Bike an sich verursacht worden. Umgekehrt ist mir in den vielen mitunter auch brenzligen Momenten, in denen ich mir der Gefahr bewusst bin, bislang kaum etwas passiert – von zwei anfänglichen Ausnahmen auf Schnee und bei Nacht einmal abgesehen. Aber selbst diese beiden Beispiele wären mit einem MTB ähnlich erfolgt.
Gesund sein heißt nicht „keine Verletzungen“
Gerade jetzt, wenn ich mit einem Virus im Bett liege (was selten genug vorkommt), merke ich, was „Gesundheit“ in Anbetracht einer Krankenhistorie mit Tumorentfernung und Folgeoperationen bedeutet: Es ist eine Kombination physischer und mentaler Faktoren, bei der die innere Wahrnehmung eines „Krankheitsgefühls“ bzw. „Gesundheitsgefühls“ eine zentrale Rolle spielt. So kann ich mit einem kurzzeitigen, vermutlich recht harmlosen Virus berechtigter Weise physisch-mental krank fühlen und darunter leiden, während ich mich mit einem gebrochenen Arm oder nach einer Tumorentfernung trotz aller Einschränkungen und Schmerzen vornehmlich mental als „kerngesund“ empfinden kann.
Die Sensibilität für die „Relativität“ des eigenen „Gesundheitsempfindens“ wurde bei mir gerade durch das E-Biken enorm verstärkt, gerade weil ich mich gerade in den vielen durchaus kniffligen E-Bike-Momenten bislang auf beides sehr gut verlassen kann:
- Auf stabile Physis
- und die mentale Stabilität.
Damit zurück zum Ausgangsthema: Ja, ich habe mir in Zusammenhang mit dem E-Bike im Laufe von über zwei Jahren einige „blaue Augen“ geholt. Das Fazit ist aber nicht das, was man auf den ersten Blick erwarten könnte: Solange ich in den wirklich kritischen Situationen kontrolliert und sicher agieren kann, wird meine Gesundheit auch und gerade durch teilweise riskantes E-Biken eher gefördert als geschädigt. Ist dies irgendwann nicht mehr der Fall, werde ich meine Fahrweise anpassen und dann so wie schon heute damit leben müssen, dass die größte Gefahr mit und ohne E-Bike fast immer in harmlos erscheinenden Momenten lauert.
Ergo: Ich mache so weiter wie bisher. Und das ganz bewußt!