HomeE-BIKEeMTB versus eSUV – Lapierre AM 7.6 und KTM 271 LFC im Vergleich

eMTB versus eSUV – Lapierre AM 7.6 und KTM 271 LFC im Vergleich

Nach mehreren Monaten mit einem E-SUV wollte ich endlich mal ein „richtiges“ E-MTB testen. Nun war es soweit: Ich mietete mir ein Lapierre AM 7.6. Ein Vergleich der beiden Bikes.

Seit Monaten denke ich mir, dass so ein E-SUV wie mein KTM 271 LFC nicht wirklich mit einem „echten“ E-MTB zu vergleichen ist. Um diese These zu überprüfen leihte ich mir ein Lapierre Overvolt AM 7.6 bei XC-Bikes in Hohenaschau. Das ist kein schlechtes E-MTB. Es hat eine Top-Ausstattung und ist sehr robust verarbeitet. Neupreis (je nach Anbieter) etwa 5.300€ und damit rund 2.000€ mehr als ich für mein E-SUV im Sommerschlussverkauf bezahlt habe.

Beide E-Bikes haben eine Bosch Performance CX mit 625 w und 85 NM. Mein KTM hat einen Bosch Nyon, das Lapierre einen Bosch Purion Boardcomputer. Das Lapierre hat darüber hinaus alles, was das E-MTB-Fahrer Herz begeistern kann: 29“ Reifen vorne, 27“ hinten. 160 mm Federwege vorne, Teleskop-Sattelstange und und und. Ja, das Fahren mit diesem E-Bike ist schon schick! Vor allem extrem weich – was man gerade nach einer Operation quasi bei jeder Bodenwelle in positiver Hinsicht bemerkt. Das gilt übrigens auch für die Handgelenke, die harte Bodenwellen nicht ansatzweise so direkt weitervermittelt bekommen wie beim KTM.

Bergauf: Nur leichte Vorteile für das Lapierre

Um die beiden Räder zu vergleichen, fuhr ich viele Kilometer – im wahrsten Sinne – über Stock und Stein. Zu allererst ging es auf die kurze, aber steile Steigung bei Wald/Bach. Relativ unproblematisch ging es mit dem Lapierre dank der massiven Maxxis-Assegai-Reifen vorn und Maxxis Minon hinten im ersten Anlauf bis nach oben hinauf. Das gelang mir tags zuvor aber auch mit dem KTM mit seinen Schwalbe Smart Sam Reifen. Insofern würde ich sagen: Vorteile ganz ohne Frage, aber das KTM ist nicht deutlich viel schlechter.

Danach ging es über den Lochgraben hinauf zur Hofalm und weiter zur bald wiedereröffneten Frasdorfer Hütte. Hier trennen sich eigentlich Streu von Weizen, denn die Strecke ist mit dem KTM nicht wirklich einfach zu meistern. Spätestens ganz oben kurz vor der Hochebene ist mit dem KTM Schluss. Bis dahin bin ich aber schon selbst bei schlechten  Wetterbedingungen recht gut hinauf gekommen. Nichts desto trotz: Der Anfangsteil war im Vergleich zum SUV traumhaft, denn das Lapierre steckt es locker weg, wenn man mal einen gröberen Stein überfährt oder der Boden mit losen Steinen nur wenig Grip ermöglicht. Bis zur Hälfte war ich tatsächlich der Meinung, dass das Lapierre Welten besser sei als das KTM.

Aber: Dieser Eindruck hielt nicht so lange wie erhofft. Schon im oberen Drittel habe ich mit dem Lapierre die gleichen Probleme gehabt wie mit dem KTM – die Gelände-Reifen von Maxxis drehten hier ebenso durch wie die Schwalbe-Reifen des SUV, und ist man einmal abgestiegen ist es selbst mit Teleskop-Sattel nicht immer möglich, ohne Probleme wieder anzufahren. Kurz vor Ende war zudem auch mit dem Lapierre keine Weiterfahrt mehr möglich: Schieben war angesagt. Das kannte ich auch vom SUV.

Bergab: Hier ist das Lapierre ein Traum!

Ganz anders bergab. Hier fuhr ich die Strecke über den Hammerbach. Das geht auch mit dem KTM – habe ich auch mehrfach gemacht, ist aber kein Spaß! Hier auf stark steiniger Strecke mit z.T. glattem Untergrund ist das Lapierre ein Traum. Man ist verführt, schneller bergab zu fahren als man es mit dem eigenen SUV gewohnt ist. Hier ist Selbstdisziplin gefordert, damit man nicht aufgrund von Selbstüberschätzung auf dem Boden landet.

Alles in allem hat diese Strecke gezeigt, was das Lapierre wirklich auszeichnet: Das Downhill-Verhalten. Hier ist das KTM nicht mehr als „Holzklasse“. Das Lapierre ist nah dran am „Business Class“ Segment. Die Frage, die sich stellt, ist meiner Meinung nach nicht, ob das Lapierre hier Vorteile besitzt (die sind ohne Frage umfassend vorhanden), sondern ob man als Fahrer eben diese Vorteile tatsächlich besonders wertschätzt bzw. benötigt. Hier muss ich für mich sagen: Nur bedingt, denn ich bin kein wirklicher Downhill-Fan. Zumindest nicht so sehr, dass mir mein KTM nicht ausreichen würde.

Beide haben ihre Vorteile

Insgesamt war ich heute über 50km Off-Road mit dem Lapierre unterwegs, denn ich fuhr am Nachmittag noch einmal hinauf auf die Priener Hütte. Eigentlich wollte ich die knapp 50%ige-Steigung bei Innerwald testen, die Strecke scheint aber langfristig gesperrt – schade! Auch die Fahrt auf die Priener Hütte änderte mein Urteil nicht: Bergauf ist das KTM nicht allzu sehr im Nachteil. Bergab schon, aber den Vorteil werden echte MTB-Fans besser nutzen wie ich.

Fazit: Es war toll, das Lapierre ausprobiert zu haben. Ohne Frage ein sehr gutes E-MTB. Umso erstaunter war ich, was auch mit meinem E-SUV möglich ist – ohne die komfortable Federung und Telekop-Sattelstange, dafür mit Gepäckträger, Licht und aufrechterer Sitzhaltung. Hätte ich die Wahl, ich würde mich wieder für das E-SUV entscheiden, ganz einfach deshalb, weil es für mich das passendere E-Bike ist.

Käufer und Fahrer des Lapierre darf ich trotzdem beglückwünschen: Ein echt geiles Teil!

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